1966, Emil Wachter, Herz-Jesu-Kirche, Ettlingen, Baden © Claus Bernet

Emil Wachter (1921-2012): Herz-Jesu-Kirche in Ettlingen (1966)

Emil Wachter (1921-2012) hat nicht allein für die evangelische Barockkirche St. Martin im badischen Ettlingen ein Wandbild mit dem Himmlischen Jerusalem geschaffen, sondern in der Stadt bereits Jahre zuvor ein Kunstwerk aus Glas. Das war 1966 für die Ettlingener römisch-katholische Herz-Jesu-Kirche. Von 1964 bis 1966 hat Wachter für diesen Bau zahlreiche Fenster gestaltet, alle in einem kalten Weiß- und Blauton als Grundfarben mit gelben wie türkisfarbenen Scheiben als Ergänzung. Ausgeführt wurden die Fensterarbeiten von der Firma Karlsruher Glaskunst. Dargestellt sind Szenen und Motive aus der Johannesoffenbarung, aber figürlich lediglich angedeutet, oftmals nur in wenigen geometrischen Linien skizziert, von Widersprüchen nicht frei. Dies liegt auch daran, dass Wachter eine mehr symbolisch-abstrakte Darstellungsweise wünschte, dass aber das erzbischöfliche Bauamt in Karlsruhe unter dem Architekten A. Vogel eine mehr figürliche Sprache favorisierte. Herausgekommen ist ein Kompromiss. Wachter war damals noch nicht der anerkannte Altmeister der süddeutschen Glasmoderne, sondern konnte sich glücklich schätzen, diesen bedeutenden Auftrag erhalten zu haben. Sein Werk in Ettlingen machte ihn in Fachkreisen bekannt und führte zu zahlreichen weiteren kirchlichen Aufträgen.
Brauchbare Fachliteratur zu den Ettlinger Fenstern gibt es nicht und ein nützliches Wachter-Werkverzeichnis wurde inzwischen wieder aus dem Internet entfernt. Auch Nachforschungen in der Gemeinde vor Ort führten zu keinem Ergebnis, man weiß dort kaum, was in der eigenen Kirche dargestellt ist. Das liegt allerdings auch an der kryptischen Zeichensprache Wachters, die es dem Betrachter nicht leicht macht und es ihm auch gar nicht leicht machen will. Heute würde man eine solche Haltung als respektlos und ausgrenzend ablehnen, in den 1960er Jahren war diese Haltung in künstlerischen Kreisen, die ja meist noch vor 1945 ausgebildet waren, üblich und eher die Norm als die Ausnahme.
Allein ein Kontakt zum Stadtarchiv hat dann das Fenster inhaltlich bestimmen lassen: Für die Darstellung des Himmlischen Jerusalem war eindeutig das Oberlicht über dem Hauptportal vorgesehen. Ob die Ortssituation dabei eine Rolle spielte, ist denkbar, allerdings gibt es auch zahlreiche Kirchen, bei denen Wachter im Türbereich etwas anderes dargestellt hat. In Herz-Jesu verteilen sich die zwölf Tore über drei kleine Einzelfenster mit einer Breite von jeweils sechzig Zentimetern. Viele der Tore sind einfache Rundbögen, manche haben eine Laibung. Sie sind mit unterschiedlichen Farben gefüllt, auch hier wieder ein Blau, Türkis oder Weiß. Die drei Fenster bilden jeweils einen Dreiecksgiebel und werden damit selbst zu einem Haus. Bei den zwei äußeren Fenstern ist diese Form durch das Mauerwerk vorgegeben, bei dem mittleren, höheren Rundbogenfenster wird der Giebel allein durch blaue Scheiben dargestellt.

Roland Weber: Katholische Pfarrkirche Herz-Jesu Ettlingen Erzdiözese Freiburg im Breisgau, Bittelbronn 1996.
Robert Langensteiner: Die Herz-Jesu-Kirche in Ettlingen von 1906-1993. Ihre Baugeschichte von 1906 bis zur Innenrenovation 1991-93, in: Ettlinger Hefte. Mitteilungen der Museumsgesellschaft Ettlingen e. V. und der Stadtgeschichtlichen Kommission Ettlingen, 28, 1994, S. 13-18.

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