
Reinhard Heß (1904-1998): St. Laurentius in Schwalbach-Hülzweiler (1967) und ehemaliges Trierer Konvikt (1954)
-
Claus Bernet
- Dezember 29, 2022
Reinhard Heß (1904-1998) war ein katholischer Maler und Glasmaler, der überwiegend im Bistum Trier wirkte, dort oftmals zusammen mit dem Architekten Fritz Thoma. Auch die römisch-katholische Kirche St. Laurentius in Schwalbach-Hülzweiler im Saarland wurde von Heß 1967 mit Fenstern in Antikglas, Blei und Schwarzlot ausgestattet, deren Ausführung – wie bei den meisten seiner übrigen Arbeiten auch – der Trierer Kunstglaserei Kaschenbach oblag.
Es handelt sich bei St. Laurentius um eine Neobarockkirche aus dem Jahr 1909, deren ursprüngliche Verglasung sich teilweise trotz Bombenschäden 1944/45 erhalten hat. Im rechten Seitenschiff griff Heß, nach einer Anregung von Pastor Josef Rommelfanger, das Thema Neues Jerusalem auf. Dieses Fenster ist einem sogenannten „Schöpfungsfenster“ (links) gegenüber gesetzt, dem ersten Fenster der Serie, die datiert und mit dem Monogramm des Künstlers signiert sind. Auf dem Fenster fällt sogleich ein gewaltiger Stern ins Auge, dessen weiße Zacken die Stadt teilen und fast nach unten an den Boden reichen. Dort ziehen sich drei Tore von links nach rechts. An Farben hat Heß hier ausschließlich verschiedene Rot- und Schwarztöne verwendet. Da der Rahmen nach oben abrundet, hat das Fenster selbst die Gestalt eine Rundbogentores.
Franz Braun (Hrsg.): Festschrift herausgegeben von der Pfarrgemeinde „St. Laurentius“ Hülzweiler anläßlich des Pfarrfestes und Kirchenbasars vom 7. bis 11. Juli 1978, Hülzweiler (1978).
Bärbel Schulte: Reinhard Heß, Maler und Glasmaler in Trier, Trier 1997.
Heinz Bernard, Günther Altmaier, Otmar Fechler: Kirchenführer St. Laurentius Kirche Hülzweiler, Hülzweiler 1999.
Otto Wilhelm: Pfarrkirche St. Laurentius Hülzweiler wird 100 Jahre, in: Unsere Heimat, 33, 3, 2008, S. 131-132.
Das Thema der Tore hatte Heß übrigens schon einige Jahre zuvor auf Glas gebracht. Es handelt sich dabei um ein Rundbogenfenster, dessen zwei Flügel weit nach außen geöffnet sind. Auf diesen Türen erinnern wellenförmige Strukturen an den Lebensfluss. In der Türfüllung erscheint ein lateinisches Kreuz, darunter hat der Künstler eine Lilie gesetzt. An den Seiten bilden zahlreiche Quadrate eine Rahmung, die an die Edelsteine der Stadt anklingt. In einem der Quadrate, rechts unten, ist die Arbeit signiert. Sie wurde im Jahr 1954 aufgeführt, für das neuerbaute Bischöfliche Konvikt in Trier. Das Fenster gehörte dort zu einer Serie von über zehn Fenstern zum Thema der Lauretanischen Litanei, hier mit dem Motiv der Himmelspforte.
Die Kapelle im Dachgeschoss des Konvikts gibt es nicht mehr. Durch äußere Umstände, aber auch interne selbstverschuldete Probleme ging in Trier das katholische Leben gegen Ende des 20. Jahrtausend bereits spürbar zurück. 1990 wurde der Entschluss umgesetzt, das katholische Schüler-Internat aufzugeben. Das dreistöckige Gebäude aus dem Jahr 1844 befindet sich jedoch weiterhin in Besitz des Bistums und wurde im 21. Jahrhundert saniert. Dabei hat man die Kapelle profaniert und die fünfzehn Fenster von Reinhard Heß komplett ausgebaut. Die Arbeiten der 1950er Jahre entsprechen im Stil aber auch im Motiv nicht mehr dem Gewünschten. Alle Versuche, den Fensterzyklus oder einzelne Fenster einer neuen Verwendung zuzuführen, sind daher gescheitert, selbst osteuropäische Gemeinden lehnen eine Schenkung dankend ab. Daher hat man, laut Information des Bischöflichen Generalvikariats Trier, die Fenster fachgerecht in Holzkisten eingelagert und in ein Depot übergeben. Die Räumlichkeiten haben jedoch eine neue, zeitgemäße Nutzung, sie wurden zu einer Sporthalle umgebaut.
.