Reinhard Heß (1904-1998): Herz Jesu in Saarbrücken (1953), ehemaliges Trierer Konvikt (1954), St. Martinus in Zewen (1957), St. Marien in Thiergarten (1961) und St. Laurentius in Hülzweiler (1967)

Reinhard Heß (1904-1998) aus Trier war ein katholischer Maler und Glasmaler, der überwiegend im Bistum Trier wirkte, dort gelegentlich zusammen mit dem Architekten Fritz Thoma. Obwohl sein hauptsächliches Schaffen in den 1960er Jahren lag, können viele seiner Werke heute nicht mehr im ursprünglichen Kontext erfahren werden. Abriss, Umbau und Profanierungen haben einen Großteil seiner Werke dezimiert, wie etwa seine Arbeiten in der Klosterkirche der Borromäerinnen in Trier-Olewig, in der Kirche St. Helena Saarbrücken-Burbach, St. Ambrosius in Trier, in der Kapelle des Pflegeheims St. Heinrich in Neuwied-Engers oder im Kindergarten St. Nikolaus in Mendig-Niedermendig. Das ist erst der Anfang, zahlreiche weitere katholische Häuser werden in den nächsten Jahren schließen. Davon sind auch Darstellungen des Himmlischen Jerusalem betroffen.
Ende der 1960er Jahre wurde der Künstler im Mitteilungsblatt des Trierer Bistums einmal als „Himmelspforten-Heß“ bezeichnet – das war keineswegs despektierlich gemeint, sondern brachte lediglich zum Ausdruck, dass dieser Gegenstand von Heß bevorzugt zur Darstellung gebracht wurde.

Erstmals war das vermutlich in der Kirche Herz Jesu in Saarbrücken-Burbach 1953 der Fall. Die Fenster im Chor zeigen verschiedene Motive der Lauretanischen Litanei, eines davon die Pforte. Bereits hier hat Heß zu der Darstellungsform gefunden, zu der er noch öfters greifen sollte: Ein figürlicher Stil mit einer Tendenz zur Geometrisierung, überwiegend rote und blaue Scheiben, eine einfache Rundbogenpforte, deren beide Türflügel weit nach außen geöffnet sind. Hier hat er in die offene Pforte ein Herz gesetzt, in Anlehnung an den Namen der Kirche.

Festschrift aus Anlaß der 50. Wiederkehr der Einsegnung der Pfarrkirche Herz-Jesu Saarbrücken 1914-1964, o.O., o.J. (1964).
Festschrift: 75 Jahre Pfarrkirche Herz-Jesu Saarbrücken-Burbach, Saarbrücken 1989.

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Bereits ein Jahr darauf arbeite er bereits wieder an dieser Thematik. Es handelte sich dabei ebenfalls um ein Rundbogenfenster, dessen zwei Flügel weit nach außen geöffnet waren. Auf diesen Türen erinnerten wellenförmige Strukturen an den Lebensfluss. In der Türfüllung erschien ein lateinisches Kreuz, darunter hatte der Künstler eine Lilie gesetzt. An den Seiten bildeten zahlreiche Quadrate eine Rahmung, die an die Edelsteine der Stadt anklangen. In einem der Quadrate, rechts unten, war die Arbeit signiert. Sie wurde im Jahr 1954 ausgeführt, für das neu erbaute Bischöfliche Konvikt in Trier. Das Fenster gehörte dort zu einer Serie von über zehn Fenstern zum Thema der Lauretanischen Litanei.


Die Kapelle im Dachgeschoss des Konvikts gibt es nicht mehr. Durch äußere Umstände, aber auch interne selbstverschuldete Probleme ging in Trier das katholische Leben bereits gegen Ende des 20. Jahrhunderts spürbar zurück. 1990 wurde der Entschluss umgesetzt, das katholische Schüler-Internat aufzugeben. Das dreistöckige Gebäude aus dem Jahr 1844 befindet sich jedoch weiterhin in Besitz des Bistums und wurde im 21. Jahrhundert saniert. Dabei hat man die Kapelle profaniert und die fünfzehn Fenster von Reinhard Heß komplett ausgebaut. Die Arbeiten der 1950er Jahre entsprechen im Stil, aber auch in den Motiven nicht mehr dem Gewünschten. Alle Versuche, den Fensterzyklus oder einzelne Fenster einer neuen Verwendung zuzuführen, sind daher gescheitert, selbst osteuropäische Gemeinden lehnen eine Schenkung dankend ab. Daher hat man, laut Information des Bischöflichen Generalvikariats Trier, die Fenster fachgerecht in Holzkisten eingelagert und an ein Depot übergeben. Die Räumlichkeiten haben jedoch eine neue, zeitgemäße Nutzung: Sie wurden zu einer Sporthalle umgebaut.

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Das Thema entwickelte Heß Mitte der 1950er Jahre für die römisch-katholische Kirche St. Martinus in Zewen, heute ein Ortsteil von Trier, weiter. Damals vermeldete das Bistum Trier mit Stolz, zwei bis drei neue Gotteshäuser zu errichten – pro Jahr! Der heute überdimensionierte Bau entstand zwischen 1957 bis 1959, als zuletzt die Fenster eingesetzt wurden. Hier ist es ein Vorraum der Kirche, der mit quadratischen Fenstern ausgestattet wurde, die Motive der Lauretanischen Litanei zeigen. Diese sind durch Glaswände und Glastüren auch aus der Hauptkirche heraus zu sehen.

Die Ausführung oblag, wie bei den meisten seiner Arbeiten, der Trierer Kunstglaserei Kaschenbach. Heß entwickelte eine expressive Lösung: In der Mitte eine offene Pforte mit blauem Hintergrund, links und rechts offene Türflügel, vorne eine Basis oder das Ende eines Weges. Die schwarzen Linien formen die Kassetten der Türfüllung, zwei dieser Linien kreuzen sich in der Mitte der Pforte.
Vor allem in der Coronazeit ist das kirchliche Leben hier stark zurückgegangen. Die große Kirche und der marode Betonturm lassen sich nicht weiter finanzieren, so dass es Überlegungen einer Profanierung, eines Umbaus oder einer Fremdnutzung gibt. Die Fenster mit den speziellen Bildmotiven in einer Formsprache, die nur wenige anspricht, sollen nicht erhalten werden.

Georg Fusenig: Geschichte der katholischen Pfarrgemeinde St. Martinus Trier-Zewen, Trier-Zewen 2009.

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Es gibt aber eine wenig bekannte Möglichkeit, ein Fenster zu erleben, dass dem von St. Martinus überraschend ähnlich ist – heute würde man von einem Selbstplagiat oder Eigenzitat sprechen. Der Ort befindet sich weit entlegen am Rand des Bistums in Thiergarten bei Malborn im Hunsrück, wo sich noch Inseln katholischen Lebens erhalten haben. Somit wird diese Marienkirche, die eigentlich eine Kapelle ist, regelmäßig und gerne zu Gottesdiensten genutzt und steht tagsüber sogar für Besucher offen, was in Zewen längst nicht mehr der Fall ist. Die unvermeidliche Folge des Vandalismus auf dem Lande zeigt sich sogleich durch Brüche an einzelnen Scheiben, die man provisorisch mit transparentem Klebeband stabilisiert hat.

Das rechts unten signierte und auf 1961 datierte Altarfenster präsentiert in vergleichbaren Formen und Farben ebenfalls die Himmelspforte. Ein bemerkenswerter Effekt zeigt sich beim Verlassen der Kirche: Dort spiegelt sich in klaren Formen das Himmlische Jerusalem in einer Glastür. Heß konnte davon noch nichts wissen, denn diese Glastür wurde erst später als Energiesparmaßnahme der historischen Tür vorgesetzt.

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1967 wurde die römisch-katholische Kirche St. Laurentius in Schwalbach-Hülzweiler im Saarland von Heß mit Fenstern in Antikglas, Blei und Schwarzlot ausgestattet, deren Ausführung wieder der Trierer Kunstglaserei Kaschenbach oblag.

Es handelt sich bei St. Laurentius um eine Neobarockkirche aus dem Jahr 1909, deren ursprüngliche Verglasung sich teilweise trotz Bombenschäden 1944/45 erhalten hat. Im rechten Seitenschiff griff Heß, nach einer Anregung von Pastor Josef Rommelfanger, das Thema des Neuen Jerusalem auf. Dieses Fenster ist einem sogenannten „Schöpfungsfenster“ (links) gegenüber gesetzt, dem ersten Fenster der Serie, die datiert und mit dem Monogramm des Künstlers signiert sind. Auf dem Fenster fällt sogleich ein gewaltiger Stern ins Auge, dessen weiße Zacken die Stadt teilen und fast nach unten an den Boden reichen. Dort ziehen sich drei Tore von links nach rechts. An Farben hat Heß hier ausschließlich verschiedene Rot- und Schwarztöne verwendet. Da der Rahmen nach oben abrundet, hat das Fenster selbst die Gestalt eine Rundbogentores.

Franz Braun (Hrsg.): Festschrift herausgegeben von der Pfarrgemeinde ‚St. Laurentius‘ Hülzweiler anläßlich des Pfarrfestes und Kirchenbasars vom 7. bis 11. Juli 1978, Hülzweiler (1978).
Bärbel Schulte: Reinhard Heß, Maler und Glasmaler in Trier, Trier 1997.
Heinz Bernard, Günther Altmaier, Otmar Fechler: Kirchenführer St. Laurentius Kirche Hülzweiler, Hülzweiler 1999.
Otto Wilhelm: Pfarrkirche St. Laurentius Hülzweiler wird 100 Jahre, in: Unsere Heimat, 33, 3, 2008, S. 131-132.

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tags: Saarland, Kunstglaserei Kaschenbach, Lauretanische Litanei, Himmelspforte, Verlust, Lilie, Forschungsstelle Glasmalerei, Bistum Trier, Profanierung, Verlust, Hunsrück, Rheinland-Pfalz, Vandalismus
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