Ukrainische Weltgerichtsikone (15. Jh.)

Die orthodoxe Kirche von Linyna in der Region Staryj Sambir (westliche Ukraine) besitzt eine wertvolle Weltgerichtsikone, die jüngst von der Kunsthistorikerin Marta Fedak erforscht und dokumentiert wurde. Dennoch sind weiterhin Fragen offen, wie die Provenienz, der oder die Auftraggeber oder noch ganz andere Fragen, die nur durch intensives Quellenstudium (zeitlich kaum zu leisten) oder durch naturwissenschaftliche Analyse (nicht zu finanzieren) weiter zu klären wären.
Das Himmlische Jerusalem, zu finden auf der Ikone in der Ecke oben links, ist an westliche Beispiele der byzantinischen Spätantike angelehnt, was auch Gewandstudien belegen. Wohl einmalig ist die eigenartige rechteckige Wandpartie mit den zahlreichen weißen Punktierungen, vor der Heilige und Engel stehen. Was aussieht wie eine Silberplakette soll vermutlich ein Teil der Mauer um das Himmlische Jerusalem darstellen. Darauf deuten auch Ansätze von Zinnen auf der Oberkante. Die Pforte in der Stadt ist das schwarze Rechteck zwischen zwei Heiligen (Christus links, Maria rechts). Neben ihnen sind weitere Heilige und ein Engel versammelt. Hinter den Figuren erheben sich mehrere Bauten der Stadt. Die auf das Wesentliche reduzierten Bauten sind eng aneinander gesetzt, wie es in einer Stadt des 15. Jahrhunderts selbstverständlich war und was damals nicht als Enge, sondern als Schutz und Sicherheit empfunden wurde.

М. Гелитович: Українські ікони XIII — початку XVI століть зі збірки Національного музею у Львові імені Андрея Шептицького, Lemberg 2014.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit: Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).

 

tags: Ukraine, Weltgericht, Region Staryj Sambir, Andrei Sheptytsky Nationalmuseum Lemberg, Silber, Byzantinismus
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