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Mantel der Heiligen Kunigunde (um 1025)

Kunigunde (um 980 bis 1033), geborene Gräfin von Luxemburg, war die Ehefrau von Kaiser Heinrich II. (973-1024). Sie förderte in dem zu ihrer Zeit teilweise noch paganen Bayern massiv die Kirche und beteiligte sich aktiv an der Regierungspolitik. Sie ist heute die Patronin des Bistums Bamberg sowie Schutzheilige der Kinder und der schwangeren Frauen.
Am Jahrestag des Todes ihres Gatten, dem 13. Juli 1025, zog Kunigunde in kaiserlicher Pracht mit ihrem Hofstaat in die neue Kirche von Kaufungen ein. Nach der Evangeliumslesung schritt die Witwe zum Altar, legte den kaiserlichen Schmuck ab, ließ sich die Haare scheren und zog ein raues Wollkleid an, das sie selbst angefertigt hatte. Der Bischof von Paderborn übergab ihr den Schleier und den Ring zu ihrer Verlobung mit Jesus Christus. Bis zu ihrem Tod blieb die einstige Kaiserin als einfache Nonne im Kloster Kaufungen, wo sie in ihrer Freizeit Stickereien anfertigte. Das waren jedoch keineswegs bescheidene Gewänder, sondern prachtvolle Textilien. Eines dieser Werke wird als „Mantel der Heiligen Kunigunde“ bezeichnet. Es ist eine ihrer frühen Goldstickereien in Anlegetechnik mit Konturen aus Seide, die noch im ersten Viertel des 11. Jahrhunderts angefertigt wurde. Die Rückenhöhe beträgt 158, der Durchmesser 286 Zentimeter. Ursprünglich war die Seide dunkelblau gefärbt, aber über die Jahre ging diese Tönung etwas verloren. Das komplizierte Bildprogramm, das u.a. auch ein Medaillon mit einem stilisierten, quadratischen Himmlischen Jerusalem zeigt, dürfte von Theologen entworfen worden sein, vielleicht in Rücksprache mit Kunigunde. Die Arbeit wird als eine der deutschen Reichskleinodien in der Schatzkammer des Bamberger Doms aufbewahrt.

Die Collage zeigt einen Vergleich eines Bildes aus dem 19. Jahrhundert mit einer Aufnahme aus dem 21. Jahrhundert. Die Feinheiten und Konturen lassen sich kaum mehr wiedererkennen, die einstige Schärfe ging verloren. Man muss sich fragen, ob die andauernden Sanierungen und Konservierungen, die mittelalterliche Textilien über sich ergehen lassen müssen, wirklich dem Erhalt dienen. Im hiesigen Falle wäre nichts zu machen die vielleicht bessere Alternative gewesen.

Franz Bock: Die Kleinodien des heiligen Römischen Reichs deutscher Nation nebst den Reichsinsignien Böhmens, Ungarns und der Lombardei, mit kunsthistorischen Erläuterungen, Wien 1864.
Percy Ernst Schramm, Florentine Mütherich: Denkmale der deutschen Könige und Kaiser, München 1981.
Leonie von Wilckens: Die textilen Künste. Von der Spätantike bis um 1500, München 1991.
Renate Baumgärtel-Fleischmann: Ausgewählte Kunstwerke aus dem Diözesanmuseum Bamberg, Bamberg 1992 (Veröffentlichungen des Diözesanmuseums Bamberg, 1).

 

tags: Gotik, Gewand, Bamberg, Oberfranken,
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