Liebfrauen ist eine römisch-katholische Kirche, eine von acht Pfarrkirchen des pastoralen Raumes Oberursel-Steinbach (Hessen). 1963/1964 wurde der Bau nach den Plänen des Kirchenbaumeisters Rudolf Schwarz errichtet. Es ist eine Marienkirche nach dem Vorbild der Trierer Liebfrauenkirche. Unter Pfarrer Erich Einig (gest. 2007) wurde 1984 von dem Gemeindemitglied Edith Steffen ein Teppich geknüpft und im Juli des Jahres fertiggestellt, nach einem Entwurf des Oberurseler Malers und Bildhauers Georg Hieronymi (1914-1993). Die Gesamtgröße beträgt 4,30 x 1,60 Zentimeter. Um die Arbeit umzusetzen, waren 116.500 Doppelknoten und 37 Farben notwendig. Der Teppich wurde in einer Höhe von etwa zehn Metern an einer Klinkerwand angebracht. Gut sichtbar ist das Tondo im Zentrum des Teppichs, das die zwölf Tore zeigt. Das Lamm steht nicht etwa auf einem 13. Tor, sondern auf einem Thron, aus dem das Lebenswasser nach unten fliest und sinnbildlich die Gemeinde segnet. Nachdem der Kreuzweg des gleichen Künstlers in Liebfrauen etwas düster geraten war, hatte er hier den Auftrag, ein Werk in hellen, harmonischen Farben zu gestalten und wählte daher ein warmes Weiß, ein Honiggelb und ein maritimes Blau. Das Textil mit dem Jerusalemsmotiv diente ausdrücklich dem Wunsch nach mehr Schönheit und Wärme, ganz ähnlich wie zeitgleich ein anderer Wandteppich der Pfarrkirche Namen Jesu in München. Im Vergleich beider Arbeiten zeigt sich, dass die Arbeit aus Oberursel den 1970er Jahren verhaftet ist und der Künstler vermutlich auf einen älteren, bislang noch nicht umgesetzten Entwurf zurückgegriffen hat.
Im Laufe der Jahre hatten umweltschädliche Öldämpfe der Heizung und Kerzenrauch zu einer deutlich sichtbaren Verschmutzung der Junghans-Smyrna-Wolle geführt. 2008 wurde dieser Teppich mit weiteren Werken der Kirche von dem Ograbek-Teppich-Atelier aus Walldorf per Hand gereinigt, wobei achtzig Prozent der Kosten durch Spenden aufgebracht wurden.
Pfarrei Liebfrauen (Oberursel) (Hrsg.): Gemeinde Liebfrauen: Volk Gottes auf dem Weg, Liebfrauen 1990.
Jürgen Streicher: Georg Hieronymi und seine Stadt. Der Mensch, der Künstler, der Oberurseler, Oberursel 1994.