Bei diesem Kunstwerk handelt es sich um eine polychrome Malerei aus der Sammlung Tsakayev an dem Museum der Moskauer russisch-orthodoxen Theologischen Akademie, St. Sergius Lavra. Es handelt sich um eine Holzschnitzerei, mit polychromer Bemalung auf Gips. Von der 106 x 36 Zentimeter großen Ikone ist hier lediglich das obere Drittel zu sehen, im unteren Bereich schließen sich weitere Heilige an, ganz unten die drei Patriarchen in einer Paradies-Architektur als Gegengewicht zu dem hier gezeigten Ausschnitt mit der Architektur des Himmlischen Jerusalem. Das Gesamtthema ist das Weltgericht. Entstanden ist die Arbeit im 18. Jahrhundert. Solche dreiteilige Holzschnitzereien sind höchst selten, bislang ist aus der Ikonenkunst kein weiteres Beispiel bekannt geworden.
Das Himmlische Jerusalem besteht hier aus nicht weniger als neun breiten Arkadenbögen, von denen jeweils drei übereinander gesetzt wurden. Stets drei Personen sind darin im Vordergrund versammelt: Heilige beiderlei Geschlechts, Mönche und Nonnen, Märtyrer und Märtyrerinnen der Kirchengeschichte. Dank der Beschriftung über den Arkadenbögen ist es möglich, sie alle namentlich zu bestimmen. Dass hier aber weitaus mehr Menschen versammelt sind, ist durch zahlreiche weitere Heiligenscheine angedeutet, die sich über den Dreiergruppen im Hintergrund befinden. Sind und Zweck der Zusammenkunft ist das ewige Abendmahl. Im unteren Bereich ist ein Teil der Stadtmauer zu finden, dazwischen zwei schlanke Türme mit mittelalterlichen Zinnen. Auch am äußeren Rand findet man zwei solcher Türme, über denen sich Säulen weiter nach oben ziehen, die die Ikone seitlich rahmen. In den schräg verlaufenden Mauerpartien finden sich unten zwei Tore, in denen Engel stehen. Sie begrüßen, mit Kronen und Weihrauch, die von unten nachrückenden Heiligen.
Claus Bernet: Ikonen des Weltgerichts, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 37).