Dieser Ausschnitt (45 x 30 Zentimeter) stammt von einer umfangreicheren, 214 x 179 Zentimeter großen Glaubensbekenntnis-Ikone (auch „Symbol des Glaubens“ genannt) auf Tempera-Basis, die an verschiedenen Stellen apokalyptische Themen ins Bild setzt. Der Ausschnitt zeigt oben die Himmelspforte und unten eine sehr seltene Verbindung von Paradies (rechts) und Himmlischem Jerusalem (links). Im Paradies stößt, wie gewöhnlich, der gerechte Schächer, lediglich mit einem weißen Gewand bekleidet, auf die drei sitzenden Patriarchen im Freien. Hinter ihnen wachsen grüne und rote Büsche und Bäume. Das Himmlische Jerusalem hingegen ist ein steinfarbenes Gebäude mit mehreren rosafarbenen Arkaden auf drei Stockwerken, in denen Heilige in Gruppen das ewige Abendmahl feiern. Sie sitzen dabei an langen Tischen, die sich durch die Arkaden ziehen. In den zwei engen Toren unten wachen Engelsfiguren. Die Wandfläche dazwischen ist mit frühbarocken Rocaillen bemalt.
Die Präsentation von Paradies und Himmlischem Jerusalem ist in der Ostkirche oft eine solche Gegenüberstellung von offenem zu geschlossenem Raum, von Natur zu Architektur. Die Architektur ist oben nochmals mit einer prächtigen Pforte im Renaissance-Stil, nicht symmetrisch und reichlich ornamentiert, betont.
Diese Ikone aus der Zeit um das Jahr 1680 entstand in Mstyora, einer für ihre Lackmalerei bekannten Ortschaft in der Oblast Wladimir in Zentralrussland. Der Name des Ikonenmalers ist ebenso unbekannt wie der Entstehungshintergrund. Sie gelangte dann in die Christi-Geburtskirche in Balachna, in der Oblast Nischni Nowgorod. Heute befindet sich diese Ikone im Moskauer Andrei-Rubljow-Museum der Frühen Russischen Kultur und Kunst.
Natal’ja I. Komaško: Kostromskaja ikona XIII – XIX vekov, Moskau 2004.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit. Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).