Helmut Ammann (1907-2001): Lutherkirche in München-Giesing (1958)

In München-Giesing befindet sich die evangelische Lutherkirche. Dort wurden von dem Künstler Helmut Ammann (1907-2001) in Zusammenarbeit mit Pfarrer Walther Hennighaußen seit 1954 drei neue Glasfenster für den Chor der Kirche entworfen. Wegen anderer Projekte Ammanns wurden die Fenster erst im Jahr 1958 in der Glaswerkstatt Joseph P. Bockhorni in München hergestellt und anschließend eingebaut. Es handelt sich um drei schmale Fensterbahnen, die inhaltlich verbunden sind und das Himmlische Jerusalem zum Thema haben. In der mittleren Bahn befindet sich Christus, symbolisiert durch das Lamm. Auf den benachbarten Bahnen sind oben wie unten jeweils drei Tore der Stadt angebracht. Durch diese Tore dringt Licht nach außen, das im Lamm seinen Ursprung nimmt und von dort radial ausstrahlt. Die Tore sind durch Mauerwerk und Türme verbunden, auf denen insgesamt zwölf Engel stehen. Einige Häuser der Stadt befinden sich auf der mittleren Bahn ganz oben konzentriert, die übrigen findet man in Nähe der Stadttore. Bemerkenswert ist die leuchtende Farbigkeit des Fensters, was sich in der frühen Nachkriegszeit selten finden lässt. Darauf legte Ammann, der das Fenster zu seinen Hauptwerken zählte, besonderen Wert: „Dargestellt ist ja das Licht, welches aus der Stadt kommt. Dieses Licht sollte in den Kirchenraum fallen, je nach Winkel auf den Boden bis zur gegenüber liegenden Wand. Die ganze Kirche sollte in Farben leuchten. Dazu habe ich mit verschiedenem Glasmaterial vor Ort experimentiert und wohl sicher Gemeindemitglieder verunsichert, wenn ich schon bei Sonnenaufgang in der Kirche herumwerkelte. Damals wurde der Raum ja als viel zu dunkel empfunden. Es gab Bestrebungen, die Fenster ganz herauszunehmen und durch eine moderne Glaswand zu ersetzen, andere Stimmen wollten die gesamte Kirche beseitigen und einen Neubau wagen.“

Gertrud Krallert (Hrsg.): 50 Jahre Lutherkirche München-Giesing, München 1977.
Erich Kasberger (Hrsg.): Helmut Ammann, 5: GlasFensterKunst 1934-1992, München 2017. 

 

tags: München, Nachkriegskunst, Licht, Bayern, Helmut Ammann, Firma Bockhorni
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