Bei dem Kunstwerk handelt es sich um einen Tabernakel im typischen Design der 1970er Jahre. Das zeigt sich vor allem bei der auf geometrische Figuren reduzierten äußeren Form, dem zentralen Blumenmotiv und den dunklen Farben Grün und Braun. Der Tabernakel im Kirchenraum links ist durch ein etwa 50 Zentimeter hohes Gitter aus Messing und eine grünfarbene Mosaikplatte vom übrigen Raum getrennt. Die zentralen Messingteile des Tabernakels sind in einer Betonsäule gefasst, unverputzt und in weißer Färbung. Sie zieht sich über mehrere Meter vom Boden bis zur Decke. Damit ist dieser Tabernakel einer der größten in ganz Deutschland; er ist wie ein Baum mit seinem Standort verwurzelt und kann nicht verschoben werden. Im Zentrum buchten die zwei Betonpfeiler seitlich aus und machen Platz für das eigentliche Allerheiligste. Auf die Platte des Kästchens, in dem Brot und Wein für die Eucharistie aufbewahrt wird, ist ein Bergkristall gesetzt, der wie eine Dolde von acht Blütenblättern umgeben ist. Auch der Buchstabe Omega klingt hier an. In den Blüten sind ebenfalls geschliffene Bergkristalle gesetzt. An allen vier Seiten kragen jeweils drei Messingbolzen aus dem Objekt, zunächst als grünes Quadrat, das in ein abflachendes, bronzenes Rechteck übergeht. Diese zwölf Elemente stehen für die Tore in das Himmlische Jerusalem.
Man findet den ungewöhnlichen Tabernakel in der 1974 neu errichteten römisch-katholische Kirche Sankt Bonifatius in Herne. Einem Künstler oder einer Künstlerin kann das Objekt heute nicht mehr zugewiesen werden. Da dieser ungewöhnliche Tabernakel eng mit der Konstruktion des Sakralbaus verbunden ist, vermutet man, dass das Kunstwerk im Umkreis des Dortmunder Architekten Theo Schwill entstanden sein könnte. Einerseits deutet die Modernität des Werks auf ein jüngeres Talent, andererseits die Sorgfalt der handwerklichen Durchführung auf einen erfahreneren Meister.
Hans-Walter Stork: Kath. Pfarrkirche St. Bonifatius Herne, Lindenberg 1997.