
Heinrich Bruppacher (1930-2010): Kirche von Dorf bei Zürich (1968)
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Claus Bernet
- Dezember 29, 2021
Die reformierte Kirche von Dorf (der Name des Dorfes ist tatsächlich Dorf) bei Zürich im gleichnamigen Kanton, deren Innenraum vor der Renovierung von zwinglianischer Nüchternheit war, hat trotz Protesten der Gemeinde 1968 neun Fenster erhalten. Damit ist der Raum zwar farbiger, aber auch dunkler geworden. Das Fenster ist auch ein Beispiel dafür, wie Traditionen und Wünsche der Gemeindemitglieder nicht beachtet werden.
Eines der Fenster stellt die herabkommende Gottesstadt in blauen Toren und farbigen Edelsteinen dar, mit dem Baum des Lebens und dem Baum der Erkenntnis über dem Lebensfluss. Gerade diese realistische Darstellungsweise war in der reformierten Gemeinde umstritten. Die Fenster für die Kirche Dorf entstanden dann 1967/68, wobei die Entwürfe auf Vorarbeiten für die reformierte Kirche in Ellikon an der Thur zurückgingen, die aber schon der dortigen Gemeinde als zu gewagt und unpassend erschienen. So ist in der Kirche Dorf im Prinzip eine Arbeit von Heinrich Bruppacher (1930-2010) aus Winterthur realisiert worden, die ursprünglich für eine andere Kirche geplant war. Dem Maler kann man keinen Vorwurf machen, er selbst war in die Streitereien kaum involviert, so erinnert er sich: „ Es wäre besser gewesen, es wäre alles beim Alten geblieben. Noch Jahre später bekam ich Briefe mit Vorwürfen, ich sei der Zerstörer der alten Kirche. Andere Besucher der Gottesdienste fühlten sich unwohl, angeblich wegen der Fenster. Nicht ich bin an die Gemeinde getreten, sondern man wollte ein Fenster von mir, das haben sie bekommen. Was hier so abschreckend sein kann, kann ich nicht verstehen. Hätte man ein anderes Motiv gewollt, ich hätte es geliefert. Das Fenster ist zu dunkel? Einen helleren Entwurf hat man auch abgelehnt. Es gab auch Überlegungen, Teile des alten Fensters zu erhalten und moderne Ergänzungen zu schaffen, aber das hat die Kirchenbehörde nicht haben wollen. (…) Dabei ist hier kein einziges Element, dass sich in der Offenbarung nicht finden ließe. Wenn es damals so niedergeschrieben wurde, kann es auch nicht falsch sein, es in eine bildliche Sprache zu übersetzen.“