Ralph Bergholtz (1908-1988): Kirche in Jonstorp (1955)

Die Glasmalerei „Det himmelska Jerusalem“ („Das Himmlische Jerusalem“) entstand im Jahr 1955 für die evangelische Kirche im südschwedischen Jonstorp. Diese Provinz Skåne ist mit mittelalterlichen Weltgerichtsfresken überzogen, auf Glas hingegen ist das Neue Jerusalem kaum einmal zu finden. Ausgeführt wurde sie von Ralph Bergholtz (1908-1988) in Skäret. Vor einem tiefblauen Hintergrund zeichnet sich die himmlische Stadt ab. Charakteristisch sind die blauen Zacken (Strahlen), die von der Stadt ausgehen und hier in einzelne Glasscheiben gesetzt sind, die stets bis an den Fensterrand führen. Die rot-braune Stadt hat eine gerundete Form. Die einzelnen bemalten Glasscheiben machen unterschiedliche Bauten aus, die einen Zug ins Vertikale haben. Sie wurden so dicht aneinander gesetzt, dass kein Platz blieb für einen freien Innenraum.

Claus Bernet: Das Neue Jerusalem in Skandinavien, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 23).

 

Zum Künstler: 

Ralph Viktor Bergholtz wurde am 16. Januar 1908 in der Gemeinde Vaasa in Göteborg geboren. Nach seiner Schulausbildung begab er sich nach Frankreich und ließ sich in den 1930er Jahren in Paris als Maler ausbilden. 1953 stellte er seine Glasmalereien erstmals in einer separaten Ausstellung im Malmö Art Museum aus; zusammen mit Jan Brazda (1917-201) hatte er 1955 eine weitere Ausstellung im Röhsska Museum in Göteborg.
Glasmalereien von Bergholtz einstanden ab den 1940er Jahren in ganz Schweden, bedeutendere Werke befinden sich in Väsby (1948), in Helsingborg (1953), in Jonstorp (1955), in Malmö (1957), in Brunnby (1958), in Björkekärr (1958), in Barkåkra (1968), in Kärlekens (1968). Daneben hat der Künstler in den 1950er und 1960er Jahren auch Bücher illustriert.
Hochgebranntes Glas ist eine Technologie, die Ralph Bergholtz in Zusammenarbeit mit dem bereits erwähnten Brazda in Schweden eingeführt und weiterentwickelt hat. Dabei wird das Glas in einem Ofen möglichst nahe am Schmelzpunkt erhitzt, wobei ein Reliefmuster in die Glasoberfläche eingebracht wird. Das Muster verursacht, dass das Licht auf verschiedene Weise gebrochen wird, wenn es dann im fertigen Buntglas auf die Oberfläche trifft. Der Effekt ist, dass das Licht gestreut und verstärkt wird – manche Glasmalerei wird bei dieser Technologie fast als leuchtend erlebt.
Ab 1955 betrieb Bergholtz die Glaswerkstatt auf Skäret (bei Brunnby in der Gemeinde Höganäs), wo dieses Fenster als eines der ersten hergestellt wurde. Schwedische Modernisten wie Lennart Rodhe und Erik Olson kamen hierher, um mit Ralph Bergholtz an Glasmalereien zu arbeiten. 1960 zog die Künstlerin Randi Fisher mit ihrer Familie in die Nähe, um ihre Zusammenarbeit mit Bergholtz zu vertiefen. Nach einigen Jahren der Zusammenarbeit heirateten sie 1963, noch im selben Jahr wurde ihre Tochter Pia geboren. 1977 ließ sich das Paar scheiden.
In den 1960er Jahren arbeitete Ralph Bergholtz intensiv mit dem Architekten Johannes Olivegren zusammen, ein Beispiel ist die Kirche von Nävertorp in Katrineholm.
Bergholtz heiratete 1979 Linnéa Hill (1915-1998), die zuvor mit dem Keramiker Cay Cedergren verheiratet gewesen war. Am 12. Februar 1988 ist der Künstler in der Gemeinde Brunnby im damaligen Kreis Malmöhus verstorben. Er wurde auf dem Brunnbyer Friedhof begraben.

 

tags: Schweden, Nachkriegskunst, Blau, Zacken, Expressionismus
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