Zürcher Gedenkfenster aus dem Pariser Louvre (1647)

Aus der Renaissance haben sich nur wenige Glasfenster mit dem Himmlischen Jerusalem erhalten. Eine wertvolle Ausnahme befindet sich heute im Pariser Museum Louvre (Inventar-Nummer MR 2689). Es handelt sich dabei um ein Gedenkfenster, welches Georg Müller, der reformatorische Pfarrer zu Tallwyl, und Hans-Rudolf Wyss, Pfarrer zu Kilchberg (Kanton Zürich), im Jahr 1647 der Zürcher Schule stifteten. So steht er auf einer Beischrift im unteren Teil des Fensters. Beide waren Lehrer an dieser Schule. Thema des Fensters sind die Berge Sinai und Zion, die den Gegensatz von alttestamentlichem Gesetz (Sinai) und neutestamentlicher Gnade (Zion) symbolisieren (nach Heb. Kapitel 12, Verse 18-19). Lediglich der schmale Pfad im Vordergrund, der grüne Zionsberg und die gewaltige Gloriole verweisen auf das Himmlische Jerusalem. Andere traditionelle oder in der Johannesoffenbarung genannte Bestandsteile, wie Edelsteine des Fundaments, zwölf Tore oder das Lamm Gottes, sind auf dieser Glasmalerei nicht aufgenommen. Dafür zeigt uns der unbekannte Glaskünstler, vermutlich ein Schweizer, eine Stadt im zeitgenössischen Burgenstil, mit zahlreichen kleinen Details wie schmalen Türmchen, Giebeln und kleinen Wetterfahnen.
Leider weigert sich das Louvre-Museum, das Kunstwerk an die Kilchberger Gemeinde zurückzugeben, wo es an seinem ursprünglichen Standort aufgestellt werden könnte. Um 2001 hat daher der Glasmaler Fritz J. Dold aus Zürich eine originalgetreue Kopie für die ortsgeschichtliche Sammlung von Kilchberg hergestellt. Es wird dort als „Kabinettscheibe Kilchberg“ bezeichnet.

Claus Bernet, Michael Foerster-Espirel: Das Himmlische Jerusalem in der Renaissance, Norderstedt 2012 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5).

 

tags: Schweiz, Zürich, Museum Louvre, Gedenkfenster, Zion, Burg, Kopie, Renaissance
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