In einer eher traditioneller Manier zeigt ein blaugetöntes Glasfenster, wie ein übergroßer Engel das Himmlische Jerusalem ausmisst. Es ist eine gewaltige weiße Figur mit roten Flügel und einem weißen Gewand mit Lilien, welche sich entlang des oberen gerundeten Abschlusses des Fensters zieht. Darunter setzen unmittelbar die Dachanlagen der Stadt an, mit Einzelheiten wie Wetterfähnchen und Dachschindeln. Die verschiedenfarbigen Streifen der drei Tore vereinen sich zu einem blockartigen Bau. In ihrer rustikalen Ausgestaltung mit Diamantquadern verweisen sie auf Edelsteine, auch die Zahl Zwölf deutet daraufhin, wenngleich ein Edelsteinband durch eine horizontale Bleirute verdeckt ist. Auch bei den Engel, die in den Toren stehen, ist von zwölf Figuren auszugehen. Jede dieser Figuren ist wie der große Engel von oben gestaltet. Vermutlich steht in jeden der drei Tore auf vier Seiten jeweils ein solcher Engel. Die zwei kleinen Dächer an der linken und rechten Seite belegen die angedachte Quadratform der Anlage. Diese Stadt, die auf hellblauen Wolken schwebt und von Sternen umgeben ist, erinnert in den Details mittelalterliche Apokalypsedarstellungen aus Miniaturen Englands oder Frankreichs, bezieht sich aber in ihrer Gesamtheit auf keine konkrete historische Abbildung. Das Fenster befindet sich in der römisch-katholischen Kathedrale von Clermont-Ferrand (Region Auvergne-Rhône-Alpes) und wurde 1981 von Alain Makaraviez (geb. 1936) und Edwige Walmé (1990-1992) ausgeführt. Hauptfarben sind auch hier ein Rot und Blau, was schon seit dem Mittelalter nicht nur die Farben Mariens, sondern auch die des Himmlischen Jerusalems waren und sind.
Anne Courtillé: La cathédrale de Clermont, Nonette 1994.
Jean-François Luneau: Les vitraux de la cathédrale de Clermont-Ferrand, Session/Congrès Archéologique de France, 158, 2000, S. 153-157.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).