Das Innere der evangelischen Kirche Althütte, eine Ortschaft im Rems-Murr-Kreis nördöstlich von Stuttgart, wurde bei der Renovierung im Jahr 1966/67 völlig neu gestaltet. Große Teile der historischen Einrichtung wurden entsorgt, man wollte sich von der Vergangenheit befreien und bewusst einen Neuanfang unternehmen. Sogar die Seitenemporen wurden entfernt und Seitentüren zugemauert. Für den Chor im Westen der Kirche entwarf Rudolf Yelin der Jüngere (1902-1991) drei neue Glasfenster, die 1967 bei der Glasmanufaktur S. Gaiser in Stuttgart hergestellt wurden.

Die drei Fenster zeigen Motive aus dem Neuen Testament, darunter auf dem zweiten, mittleren Fenster auch das Himmlische Jerusalem in überwiegend leuchtendem Gelb. Das Grau der einst weißen Wände strahlt Nüchternheit aus, der Besucher spürt aber die besondere Atmosphäre der Kirche, in der sich die farbigen Fenster deutlich abheben und die Aufmerksamkeit an sich ziehen, indem sie Häuser oder Tore der Gottesstadt erahnen lassen. Typisch für die 1960er Jahre ist der expressive Einschlag des Gesamteindrucks bei gleichzeitiger Ausgewogenheit von Farbe und Form, was insbesondere diese Aufnahme bei Morgenlicht deutlich macht. Vornehmlich weiße und gelbe Scheiben sind schräg gesetzt und ergeben ein Zackenmuster, welches das Licht darstellen soll. Die Bauten, also Tore, Häuser oder Mauern, sind durch gelbe Scheiben verdeutlicht. Rote Scheiben sollen laut Yelin auf die göttliche Präsenz verweisen, und grüne Scheiben sollten an den Lebensbaum erinnern.

Karl Fröschle (Hrsg.): Die Evangelische Kirche in Althütte einst und heute: Jubiläumsschrift zum 125jährigen Bestehen der Kirche in Althütte, Althütte 1984.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).
Christa Birkenmaier: Rudolf Yelin d. J. 1902-1991. Leben und Werk, Petersberg 2019.