Suche
Close this search box.

Annemarie Hammer-Fleck (1913-2001): Waldenserkirche in Kleinvillars (1966)

Die Chorfenster im Altarbereich der Waldenserkirche in Kleinvillars im Enzkreis, nördlich von Pforzheim, zeigen drei Glasarbeiten der Malerin und Bildhauerin Annemarie Hammer-Fleck (1913-2001). Soweit mir bekannt, ist es in ihrem langjährigen Schaffen das erste und letzte Mal, dass das Himmlische Jerusalem von Hammer-Fleck als Thema aufgegriffen wurde. Im Œuvre der Künstlerin hat diese Arbeit eine besondere Bedeutung. In den 1990er Jahren veranstaltete die Gemeinde eine Meditation zu den Fenstern unter Anwesenheit der Künstlerin – diese erwähnte damals, dass es das einzige Mal war, dass sie zu so einer Veranstaltung viele Jahre nach Fertigstellung eingeladen wurde. Auch für die Gemeinde haben die Fenster einen besonderen Wert: Sie wurden nur ermöglicht, indem in den 1960er Jahren Mitglieder mit Spendenbüchsen von Haus zu Haus zogen.
Gleichfalls ist eine der wenigen Kirchen der Waldenser, in der das endzeitliche Genre einmal künstlerisch dargestellt wurde (vgl. dazu das Glasfenster der Henri-Arnaud-Kirche in Schönenberg-Ötisheim).
Die international wenig bekannte Glasmalerin stammte aus Allenstein in Ostpreußen. Sie hatte in München studiert und führte nach 1945 ihr Atelier in Ulm. Dort entstand eine bis heute erhaltene Konzeption und mehrere Entwürfe. 1966 wurden die drei Fenster dann von der Glasmanufaktur H. Deininger hergestellt, die ebenfalls in Ulm ansässig war. Das mittige Chorfenster hat das Thema „Sohn“ (Christus) zum Thema und zeigt ganz oben im Abschluss die Tore des Himmlischen Jerusalem.

Markant und einmalig im Gesamtwerk dieser Fenster ist die Form der gold-umrahmten Raute um die Stadt. Innen sind mehrere Tore wiedergegeben, dazwischen Farbflecke, die vielleicht Edelsteine markieren. Eines der Tore ist besonders groß und auch aus Entfernung gut auszumachen. An den Rand hat Hammer-Fleck rote und blaue Glasscheiben als Hintergrundmuster gesetzt. Damit finden wir eine umgekehrte Farbgebung, als traditionell gesetzt, wo häufig die Stadt in roten und blauen Farben gezeigt wird, der Hintergrund dagegen mit weißen Strahlen. Hier ist vor der Stadt die untergehende Schöpfung dargestellt, man kann in den roten und blauen Scheiben Architekturfragmente und Engel finden, die mit Posaunen zum Gericht rufen.

Ivo Hammer (Hrsg.): Annemarie Hammer-Fleck, Hammer 1998.
Waldensergemeinde Kleinvillars (Hrsg.): Chorfenster der Waldenser Kirche Kleinvillars: Thema: Die Dreieinigkeit Gottes (Trinität), o.O., um 1999.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).

 

tags: Baden, Waldenser, Firma Deininger, rot, blau
Share:
error: