
Anna-Dorothea Kunz-Saile: Mauritiuskirche in Ofterdingen (1987)
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Claus Bernet
- Dezember 12, 2021
Die evangelische Mauritiuskirche in Ofterdingen bei Tübingen besitzt einen Taufstein aus dem Jahre 1779. Gut zweihundert Jahre später, 1987, wurde über diesem Stein von Anna-Dorothea Kunz-Saile (geb. 1941) ein Tauffenster gestaltet und in ein spätgotisches Maßwerksfenster eingefügt. Man findet es im Kirchenschiff an der rechten Seite. Die Verbindung von Taufe und Himmlischem Jerusalem ist nicht neu, man findet sie bereits in der Antike: wie der Täufling am Beginn seines Lebens durch die Taufe in den Schutzraum der Kirche gelangt, so betritt der Mensch am Ende seines Lebens das Himmlische Jerusalem als rettende Stadt.
Der Auswanderer Egon Haldenwang aus den USA stiftete dieses Fenster seiner ehemaligen Heimatkirche. Es zeigt auf drei Bahnen unten die Taufe Jesu mit der Taube nach Matthäus Kapitel 3, Vers 16. Darüber steht das Himmlische Jerusalem mit zwölf offenen Toren, die an den vier Seiten eng zu Dreiergruppen zusammengesetzt sind. Es sind einfache, weiß gehaltene Rundbögen mit einem mittelalterlichen Zinnenfries. Ganz oben steht eines dieser Tor bereits im Maßwerk des Fensters, und auch an den beiden Seiten kragen die Tore nach außen. Auf Mauern wurde verzichtet, sondern Kunz-Saile verknüpft die Tore durch Blüten, Früchte und Blätter, die vermutlich für Bäume stehen. Das stehende Lamm Gottes wurde vor türkisfarbenem Hintergrund in der Mitte gesetzt. Aus dem Zentrum fließen Ströme des lebendigen Wassers in vier Bändern nach unten, bis sie durch drei Tore treten, sich wieder vereinen und weiter nach unten fliesen.
Mauritiuskirche Ofterdingen, o.O. 1987.
Albrecht Esche: Mauritiuskirche Ofterdingen: ein kleiner Kirchenführer, o. O., um 1990.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).