Hans Martin Erhardt (1935-2015): Evangelische Kirche in Emmendingen-Wasser (1959)
Das Kirchenfenster an der Südwand der Evangelischen Kirche in Emmendingen-Wasser (Breisgau) der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde zeigt, so verheißt es der Titel, „Die Himmlische Gemeinde und das neue Jerusalem“. Es handelt sich dabei um eine Glasmalerei von Hans Martin Erhardt, der 1935 in Emmendingen geboren wurde und sich erinnert: „Der Gemeindepfarrer hat sich damals mit Skizzen an mich gewandt und machte den Vorschlag, mich als Glaskünstler mit der Ausfertigung zu beauftragen. Man muss wissen, dass ich mich damals noch in der Ausbildung befand und noch keine wirkliche Erfahrung mit Glasfenstern hatte. (…) Zu Diskussionen kam es wegen dem Trinitätssymbol. Mein Vorschlag war, dort ein Lamm zu setzen, oder zumindest das Auge wegzulassen und allein ein Dreieck darzustellen. Auch sollte das Symbol weiter links stehen und nicht durch die vertikale Sprosse beeinträchtigt sein. Dennoch bin ich dankbar, meiner Heimatstadt eine Ausmalung geschenkt zu haben, auf die ich selbst heute immer wieder von Bürgern angesprochen werde. Vergleiche ich meine Arbeit mit anderen Werken der 1950er Jahre, so empfinde ich sie ausgesprochen modern – selbst heute, nach über fünfzig Jahren, würde ich es wieder so machen“.
Die Glaswand aus dem Jahr 1959 hat eine Gesamtgröße von 8 x 5 Meter. Im oberen Abschluss wird das Auge Gottes gezeigt, die Dreieinigkeit, von der aus Lichtstrahlen bis weit nach unten gehen. Um das Dreieinigkeitssymbol sind kreisförmig die Mauern und Wohnungen des Himmlischen Jerusalem aneinander gereiht. Vorne sieht man ein offenes Tor, flankiert von jeweils einem schmalen blauen Turm. Überhaupt wurden zwischen die goldgelben Scheiben immer wieder blaue, aber auch grüne Einsprengsel gesetzt. Lobpreisend knien vor der Stadt links die Engel und rechts die Zeugen auf einer blauen Wolke, die auf dem Fenster das neue Jerusalem von der alten Welt trennt. Der Glanz aus dem Dreieinigkeitssymbol durchdringt jedoch selbst die alte Welt und strahlt bis auf die untere Landschaft.
Hans Martin Erhardt: Zwischen Dauer und Vergänglichkeit, Reutlingen 1995.
Berthold Hänel: Hans Martin Erhardt, in: Badische Heimat, 85, 4, 2005, S. 615.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).