Wolf-Dieter Kohler (1928-1985): Oberboihingen (1956), Johanneskirche in Münchingen (1968) und Laurentiuskirche in Höfingen (1982)
Neben seinen Arbeiten in der Michaelskirche in Stuttgart-Degerloch gibt es noch andere Fenstergestaltungen von Wolf-Dieter Kohler (1928-1985), die das Neue Jerusalem zeigen. Eine der ersten führt in das Jahr 1956. Damals wurde mit der Einweihung des Chores und den neuen Glasfenstern durch Pfarrer Hohl die große Renovierung der evangelischen Kirche zu Oberboihingen abgeschlossen. Die Fenster waren nach Entwürfen von Kohler in der Kunstglaserwerkstätte Valentin Saile in Stuttgart hergestellt worden. Dasjenige auf der rechten Seite zeigt im oberen Bereich die zwölf Tore des Himmlischen Jerusalem, verteilt auf drei Segmente des gotischen Maßwerks, das den Zweiten Krieg, im Gegensatz zu den Glasmalereien, überstanden hat. Auch hier kann das Ganze nur seitlich gesehen werden, da große Teile der Fenster durch den Orgelprospekt verstellt sind.
Oliver Kohler: Licht und Farbe, Stuttgart 1988.
1968 fand am Erntedankfest die Einweihung der neuen Chorfenster statt, die Wolf-Dieter Kohler für die evangelische Johanneskirche in Münchingen, eine Stadt nördlich von Stuttgart gelegen, entworfen hat. Der Patron Johannes und damit die Gottesstadt war für den Kirchengemeinderat und seinen Vorsitzenden Pfarrer Kirschbaum der Ausgangspunkt für die Wahl der Motive dieser neuen Chorfenster. Deren Farbigkeit basiert auf Blau und Rot, um anzudeuten, dass sich hier Wasser und Blut vermengt. Dazu kommt noch das Weiß als Symbol der Reinheit, was Wasser und Blut reinigt. Das sei, nach Aussage des Pfarrers, die eigentliche Hauptaussage der Fenster. Im Inneren sind mit zwölf roten Kreise die Früchte des Lebensbaums dargestellt. Die darum gelegten Tore zeigen in der Füllung die Edelsteine der Stadt.
Festschrift zum 500jährigen Jubiläum der Johanneskirche Münchingen, Münchingen (1988).
Dieses Detail entstammt einem Fenster der evangelischen Laurentiuskirche in Höfingen im Landkreis Böblingen. Es befindet sich im oberen Teil des rechten Fensters von dreien, die von Wolf-Dieter Kohler unter Mitarbeit seines Sohnes Jörg Kohler (1968-2014) gestaltet wurden. Das Jerusalem-Fenster wurde 1982 fertig gestellt und ist eine Variante der Lösung, die schon 1968 für die evangelische Kirche in Münchingen gefunden worden waren. Dort strahl jedoch Licht aus dem Zentrum bis an den Rand des Fensters, was in Höfingen weggelassen wurde, wodurch mehr Ruhe in das Bild kommt. Durch die Form des Fensters war es jetzt auch möglich, die Quadratform der Stadt aufzunehmen. Weiterhin wurde darauf verzichtet, Mauern zwischen die Tore zu setzen. Diese sind allerdings auch so eng aneinander gesetzt, dass kaum mehr ein Zwischenraum für Mauern übrig ist und die Stadt allein von Toren umschlossen scheint. Diese schweben nicht etwa auf Perlen, sondern auf zwölf stilisierten, weißen Wolken.