Im Jahr 1998 wurden die Fensterbilder in der neuerbauten Kapelle und dem Mehrzwecksaal des Altenheims in Friedensau bei Magdeburg (Sachsen-Anhalt) fertiggestellt, zum Thema „Von der Schöpfung bis zur neuen Erde“. Diese karitative Einrichtung wird von den Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland betrieben. Bei den Adventisten hat das Himmlische Jerusalem einen hohen Stellenwert, vor allem auf Zeichnungen wird es gerne dargestellt. Als Glasfenster ist es, soweit mir bekannt, weitaus weniger dargestellt, in Deutschland hier vermutlich erstmalig.
Eines der Friedensauer Fenster zeigt das Himmlische Jerusalem in einer Form, die etwas an ein Schachbrett erinnert, jedoch nicht mit schwarzweißen Feldern, sondern in bunten, die teilweise nummeriert sind. Die Zahlenreihe geht stets von eins bis sieben. Eine solche Nummerierung kenne ich von weltweit keiner weiteren Darstellung des Himmlischen Jerusalem, vielleicht ist auf die Wochentage angespielt? Leider ist es mir nicht gelungen, Kontakt zu der Künstlerin aufzunehmen. Um ein goldrotes Rechteck (kein Quadrat) reihen sich die Himmelspforten der Stadt aneinander. Es sind einfach Rundbögen, die in Dreiergruppen zusammengestellt sind. Bei jeder Dreiergruppe haben die Tore an der Basis eine andere Farbe. Teilweise sind sie verdeckt von gleichfarbigen Bäumen, zwei links, einer rechts. In den vier Ecken verweisen unterschiedliche Gestirne auf die kosmische Dimension des Dargestellten. Das vor allem farblich eindrucksvolle Fenster ist eine Arbeit von Dagmar Binanzer-Kraus (geb. 1959), die Absolventin der Kunstwissenschaft an der Universität Stuttgart und Mitglied der Adventistenkirche ist.

Karl Grebe: Seniorenheim Friedensau, in: Adventecho, 102, 19, 2003, S. 11.
Karl-Heinz Walter: Ministerin freut sich über „eine muntere 100-Jährige“ – Seniorenheim Friedensau feiert Geburtstag, in: Adventecho, 106, 10, 2007, S. 36.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).