Suche
Close this search box.

Julius Matschinski: Supraportenfenster aus St. Georg in Dülmen-Hiddingsel (1911)

Diese ungewöhnliche Glasmalerei zum Thema der Himmelspforte im Rahmen der Lauretanischen Litanei wurde anlässlich der Erbauung der römisch-katholischen Kirche St. Georg in Dülmen-Hiddingsel im Jahre 1911 eingeweiht. Dülmen-Hiddingsel liegt im südlichen Münsterland. Das Fenster stammt von Julius Matschinski aus Münster. Über den Künstler ist nicht wirklich viel bekannt; man kennt noch weitere seiner Arbeiten in umliegenden katholischen Kirchen, etwa in Everswinkel, Mettingen, Oer-Erkenschwick, Recke-Steinbeck und Velen-Ramsdorf. Matschinskis Schaffenszeit geht nachweislich von 1881 bis 1934, umfasst also Kaiserzeit, Weimarer Republik und Nationalsozialismus gleichermaßen.
Das Glasfenster in Dülmen-Hiddingsel besteht aus Antikglas, Blei und Schwarzlot. Es befindet sich direkt über dem Eingangsportal der Backsteinkirche. Offensichtlich ist die Pforte nicht bildhaft dargestellt, oder eine bildliche Darstellung ging verloren. Sie ist jedoch präsent, denn das lateinischsprachige Schriftband „Por-ta Coe-li“ heißt zu deutsch „Pforte des Himmels“. Man kann in den drei steinernen Bögen des Maßwerks drei Tore des Himmlischen Jerusalems sehen. Dann wären hier, wie öfters, an einer (westlichen) Seite drei dieser Tore dargestellt, die in den Zwickeln von Engeln begleitet werden. Neben den Engeln zieht sich ein blaues Schmuckband mit geometrischen Mustern entlang, auf dem rote und gelbe Kreise gesetzt sind.

Die zugrunde liegende Idee sollte klar sein: wie man den Haupteingang in die Kirche betritt, so betritt man dereinst die Himmelspforte in das Neue Jerusalem. Leider ist dieser Zusammenhang nicht mehr erlebbar, denn der Haupteingang ist fest verriegelt und innen ist ihm sogar Textilwerk zur Wärmeisolierung vorgesetzt. Nur noch zu Feiertagen oder zu besonderen Anlässen, etwa Hochzeiten, macht man sich die Mühe, diesen Ein- und Ausgang zu öffnen, ansonsten nutzen die wenigen Gottesdienstbesucher einen unauffälligen Seiteneingang.

Otto Büschleb: Ein Dorf feiert seine Mitte. 1911-2011. Beiträge zum 100-jährigen Kirchenjubiläum St. Georg Hiddingsel, Dülmen 2011.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).

 

tags: Historismus, Porta Coeli, Maria Immaculata, Münsterland
Share:
error: