Heinrich G. Bücker (1922-2008): Seminarkirche St. Michael in Würzburg (1995)
Von 1983 bis 1996 erfolgte eine umfassende Neugestaltung der römisch-katholischen Seminarkirche St. Michael in Würzburg (Unterfranken). Zur Vierhundertjahrfeier der 1589 durch Julius Echter erfolgten Seminargründung wurden durch die Diözese umfangreiche Renovierungsmaßnahmen eingeleitet, nachdem die 1945 durch dem Bombenangriff vom 16. März ausgebrannte Kirche zunächst nur notdürftig wiederhergestellt worden war. Damit verbunden war das Projekt einer bereits seit 1980 in Aussicht genommenen künstlerischen Neugestaltung, für die Heinrich G. Bücker (1922-2008), Maler, Bildhauer und Grafiker aus Beckum-Vellern, den Auftrag erhielt. Dabei wurden zentrale Motive aus der neutestamentlichen Johannesoffenbarung aufgegriffen und in Alabasterstucktechnik – eine Spezialität Bückers – ausgestaltet. Nach einem ersten Teil der Maßnahmen konnte im Dezember 1991 die Altarweihe erfolgen; im Mai 1995 kamen die Arbeiten zum Abschluss.
Im Chorraum der Kirche ist über einer Figur des wiederkehrenden Christus das Himmlische Jerusalem auf einer konkav gewölbten Schale dargestellt. In der Kuppel darüber dann die vierundzwanzig Ältesten und die vier Wesen (hier nicht zu sehen). Die zwölf Rundbogentore (in Dreiergruppen) sind jeweils mit einem Apostel besetzt. In der Mitte befindet sich das Lamm Gottes. Der „Grundriss“ der Stadt ist der Chorhalbkuppel angepasst, daher sind die Breitseiten kürzer als die Längsseiten. Da das gesamte Kunstwerk in Alabasterstuck nur zurückhaltend in hellen Blau- und Grüntönen koloriert wurde, kommt die Plastizität der Tore und Figuren durch Schattenwurf besonders gut zur Geltung.
Paul-Werner Scheele: Apokalypse-Motive im Schaffen von Heinrich Gerhard Bücker, in: Zeit und Ewigkeit – H. G. Bücker, Vellern, Münster 2006, S. 13-26.
Bernhard Schwessinger: Seine Kunst prägt Würzburg: Bildhauer Heinrich-Gerhard Bücker gestorben, in: Würzburger katholisches Sonntagsblatt, 155, 2008, 34, S. 38.
Karl Hillebrand: Priesterseminar Würzburg, Seminarkirche St. Michael: Baugeschichte und künstlerische Aussage, Würzburg, um 2018.