Ein prächtiges, aber selbst in Berlin wenig bekanntes Buntglasfenster befindet sich in dem römisch-katholischen Kloster Sankt Augustinus im Ortsteil Lankwitz. Es ist eine Arbeit von der Benediktinerin Erentrud Trost (1923-2004) aus dem Jahr 1995, ein Jahr vor der Weihung der Kapelle fertiggestellt. In dem reichhaltigen Schaffen der Künstlerin ist es ihre letzte künstlerische Arbeit, die das Himmlische Jerusalem thematisiert. Gewissermaßen hat sie hier viele Elemente früherer Arbeiten zu einer endzeitlichen Schau vereint. Vergleicht man es mit der kurz zuvor fertiggestellten Arbeit in Darleiden gewinnt man den Eindruck einer regelrechten Bildexplosion. Eingebaut wurde es damals von der Glasmalerei Jostmann aus Paderborn.
Ungewöhnlich ist die gleichzeitige Darstellung der Gottesstadt über drei Fensterbahnen im oberen Abschluss und die einer schlichten Himmelspforte unten links auf der ersten Fensterbahn. Zusätzlich ist dies ein Verweis auf das dritte Werk der Barmherzigkeit „ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“ (Matthäusevangelium, Kap. 25). Diese Aufnahme ist dort dargestellt, wo ein größerer Mensch einen kleineren an sich zieht und mit seiner Hand auf die Pforte des Himmels neben den beiden Figuren verweist. Eine weitere, innen rote Pforte mit einer orangenfarbenen Rahmung findet man direkt unter dem Lamm Gottes in der mittleren Bahn. Von dort aus zieht sich eine rot-weiß gestreifte Stadtmauer schräg nach oben. Darüber sind gelbe, rechteckige Bauten der Himmelsstadt zu sehen, die sich auch in den beiden anderen Fenstern links wie rechts finden lassen. Sie sind mit Edelsteinen verziert, an den Seiten wachen Engel mit jeweils vier Flügeln.
Markus Bautsch: Kirchenkunst im pastoralen Raum, in: Gemeinsam unterwegs, Berlin 2015, S. 20-23.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).