Resl Schröder-Lechner (1910-2000) und Heinrich Schröder (1913-2006): Schmuckkreuz aus St. Philippus in Hannover (1958)

Auch die evangelische Philippus-Kirchengemeinde in Hannover-Iserhagen besitzt ihr Himmlisches Jerusalem. Das über dem Altar schwebende Schmuckkreuz ist eine Gemeinschaftsarbeit des Künstlerehepaares Resl Schröder-Lechner (1910-2000) und Heinrich Schröder (1913-2006) aus Gohfeld bei Löhne. Im Zentrum der heiligen Stadt, dem Neuen Jerusalem, steht das vergoldete Lamm, das als Siegeszeichen ein blaues Kreuz trägt, ein Symbol für den auferstandenen Christus. Aus diesem Grund wurden diese Arbeiten früher auch als Triumphkreuze bezeichnet. Früher, als sich die Kirchen stolz und siegessicher präsentierten, waren solche Kreuze öfters zu finden, nach verschiedenen Krisen verschwinden sie seit etwa 2000 langsam aus den Kirchen. Unter den erhaltenen Triumphkreuzen ist dieses Exemplar jedoch noch recht bescheiden und freundlich gehalten: Die Mauern mit den zwölf Toren sind weit offen gelassene Rundbögen. Sie wurden nach außen geklappt und bilden so ein Kreuz, ausgelegt in feinem Glasmosaik, strahlend wie Jaspis, so wie es in der Offenbarung des Johannes heißt. Dieses Kreuz und auch die Tore kann man bei günstigem Lichteinfall auf der hinterliegenden weißen Wand im Schattenwurf sehen.

Heinrich Schröder studierte in München bei dem norwegischen Karikaturisten Olaf Gulbransson (1873-1958), in dessen Klasse er seine spätere Frau Resl Lechner kennenlernte. Mit der Bibel konnte er zu dieser Zeit nichts anfangen: „Mein Vater hatte mir ein Neues Testament geschenkt. Das habe ich den ganzen Krieg im Rucksack mitgeschleppt – aber ehrlich: Ich habe nicht einmal hereingeschaut“, sagte er rückblickend im Jahr 2000. Erst nach dem Krieg wurde der Künstler gläubig. Als er in der Bibel den Satz „Du sollst dir kein Bildnis machen“ las, verstand er das als eine Weisung für sich: Er hört auf zu malen und schnitzte vornehmlich Bibelworte in Holz oder fertigte Sakralkunstwerke an. Resl Schröder-Lechner wurde 1910 in Braunau am Inn (Österreich) geboren. Sie studierte in Wien bei Professor Josef Müllner (1879-1968) Bildhauerei und wechselte 1935 nach München. Dort gestaltete sie vor allem Figuren für die Nymphenburger Porzellanmanufaktur, wandte sich nach 1945 aber immer mehr der sakralen Kunst zu. Sie gestaltet Figuren und Reliefs für Kirchen im ganzen Bundesgebiet, bis sie im Jahre 2000 an ihrem Wohnort Gohfeld nach langer Krankheit verstarb.

25 Jahre evangelisch-lutherische St. Philippus-Kirchengemeinde, Hannover-Isernhagen, Burgwedel 1979.
Eberhard Röhrig: Antwort im Gestalten: Resl Schröder-Lechner, Heinrich Schröder, Waltraud Schröder, Solingen 1999.
Evangelisch-lutherische St. Philippus-Kirchengemeinde (Hrsg.): 50 Jahre St. Philippus-Kirchengemeinde Hannover-Iserhagen 1954-2004, Hannover 2004.

 

tags: Triumphkreuz, Schmuckkreuz, Hannover, Niedersachsen, Glasmosaik
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