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Hubert Elsässer (1934-2009): Altargestaltung im Würzburger Dom (1988) und der Kirche Kreuzauffindung in Grafenrheinfeld (1991)

Im Bistum Würzburg sind in den 1970er und 1980er Jahren immer wieder Kunstwerke mit dem Himmlischen Jerusalem entstanden. Bei der Umgestaltung des Domes sollte daher zu diesem Thema etwas ganz Außergewöhnliches geschaffen werden, wozu man nach langen Vorüberlegungen auf den Würzburger Hubert Elsässer (1934-2009) kam. Dieser hatte sich kurz zuvor bei einem Tabernakel in Friedrichshafen mit der Thematik des Neuen Jerusalem auseinander gesetzt und hier eine ausgereifte und durchdachte Gesamtkomposition im Apsisbereich geschaffen. Es handelt sich dabei um eine Rauminstallation, nicht, wie gelegentlich irrtümlich zu lesen ist, um ein Retabel.
Im Würzburger Dom St. Kilian wurde von Elsässer der Altar- und Apsisbereich zu einem apokalyptischen Erlebnisraum umgestaltet, der seinesgleichen sucht. Der Anspruch war, barocke mit modernen Elementen zu verbinden. Im optischen Zentrum steht ein gewaltiger vergoldeter Kreis mit mehreren Metern im Durchmesser. Hier erscheint als Skulptur der wiederauferstandene Christus, nicht als Weltenrichter, sondern mit Segensgestus. Im unteren Bereich sieht man den Lebensbaum in den Rand des Kreises hineinwachsen, darunter eine weitere Skulptur: das apokalyptische Lamm. Es ist links wie rechts von jeweils sechs Perlen auf goldenen Toren umgeben.

Sowohl die Perlen wie auch die Tore wurden von Elsässer jedoch ein zweites Mal dargestellt. So finden sich im Apsisbereich an der Wand mehrfach Dreiergruppen von Heiligen und Seligen, wie Julitta Reitz, Marcel Callo, Antonia Werr, Pius Keller, Georg Häfner, Adolf Schmitt u.a. – selbstverständlich alle katholisch. Himmlische Freude strahlen diese Personen nicht aus, die Gesichter sind ernst bis mürrisch, der Ausdruck in sich gekehrt, wie ich empfinde, wenig hoffnungsvoll. Über den Dreiergruppen findet man eine Art Dach oder Fries, der aus drei Perlen und Toren beseht. Farbe wurde bei dieser Installation nicht eingesetzt; alle Figuren und Objekte sind entweder weiß oder goldfarben.

E. Michel: Notizen zu dem von Hubert Elsässer geschaffenen ‚Retabel‘ des Kilians-Doms zu Würzburg, in: Das Münster, 1947, 42, 1989, S. 189-196.
Helmut Schulze: Der Dom zu Würzburg. Sein Werden bis zum späten Mittelalter. Eine Baugeschichte, Würzburg 1991.
Jürgen Lenssen (Hrsg.): Der Kiliansdom zu Würzburg, Regensburg 2002. 

 

Elsässer hat seine Jerusalem-Rauminstallation in abgewandelter Form wiederholt. Im Jahr 1991 kam es zu einer monumentalen Installation anlässlich der Renovierung, Umgestaltung und Modernisierung der katholischen Kirche Kreuzauffindung in Grafenrheinfeld in der Diözese Würzburg. Der damalige Bischof war an dem Thema Apokalypse außerordentlich interessiert und hat dafür Sorge getragen, dass in seiner Amtszeit es immer wieder künstlerisch aufgegriffen wurde.
In Anlehnung an das Grundprinzip des alten, barocken Hochaltars von Johann Peter Wagner (1730-1809) wurde die Rückwand geschlossenen und zwei moderne Säulen nach oben geführt. Darunter sind die goldenen Tore und Wohnbauten der Gottesstadt gesetzt. Es sind eng aneinander gesetzte Baukörper, die wie Glassplitter oder Klötze wirken und sich zu einer Mauer vereinen. An seinen beiden Seiten befinden sich echte Tore, die durchschritten werden können und zum Umgang der barocken Kirche gehören.

In der Mitte des neuen Altarbereichs befindet sich der silberne Lebensfluss und strömt mehrere Meter nach unten. Zu seinen Seiten ist er von goldenen Ästen des Lebensbaums flankiert. Davor befindet sich unten der bronzene Tabernakel in Quadratform, der mit dem Lamm das Thema der himmlischen Stadt weiter fortführt.

Ludwig Weth: Grafenrheinfeld Kreuzauffindung, Münsterschwarzach 1995.
Claus Bernet: Himmlisches Franken, Norderstedt 2012 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 4).

 

tags: Unterfranken, Gold, Altar, Lebensfluss, Lebensbaum, Äste. Hubert Elsässer, Dom Würzburg, Rauminstallation, Chor, Apsis, Gold, Heilige, Skulptur
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