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Franz Pauli (1927-1970): Neu St. Alban in Köln (1958), St. Martin in Meinerzhagen (1966), St. Georg in Duisburg-Hamborn (1966) und St. Peter und Paul in Bad Driburg (1968)

Die früheste Auseinandersetzung des Paderborner Künstlers Franz Pauli (1927-1970) mit dem Motiv Himmlisches Jerusalem führt in die späten 1950er Jahre. Der Künstler war damals noch stärker figürlich ausgerichtet und begann erst später, wie wir hier sehen werden, einen eigenständigen geometrischen Stil zu entwickeln. Ende der 1950er Jahre war in Köln beschlossen worden, die stark zerstörte Kirche St. Alban als Ruine in der Innenstadt stehen zu lassen und der Gemeinde an einem anderen Ort in Parknähe ein neues Gotteshaus zu bauen. So entstand Neu St. Alban als moderner Backsteinbau. Im Chorbereich finden sich tiefe Nischen im Mauerwerk, die mit kleinen Glasfenstern besetzt sind. Eines davon, an der rechten Seite, zeigt eine Seite der Stadt mit drei Toren als Rundbögen. Ihnen sind jeweils kleine Glasbrocken für die Perlen eingearbeitet. Dem Mauerwerk darüber sind vier Dreiecksgiebel aufgesetzt, die auch an die Krone der Märtyrer erinnern sollen. Umgeben ist dies von zwölf stilisierten Steinen, die das Fundament Jerusalems ausmachen.

 

Ein große quadratische Jerusalem-Fenster befindet sich im rechten Teil des Chorraumes der römisch-katholischen St. Martinskirche in Meinerzhagen (Sauerland). Bei meinem Besuch 2023 stand die Schließung der Kirche bereits fest. So gut wie immer in solchen Fällen macht sich Vandalismus breit, wovon auch das Neue Jerusalem betroffen ist (Steindurchschlag an der weißen Scheibe Mitte rechts). Vermutlich bin ich der letzte Kunstinteressierte, der diese Fenster erleben konnte: Es gab dem Altarraum und speziell dem Tabernakel in unmittelbarer Nähe durch das einfallende, grüngelbe Licht ein feierliches, auch meditatives Gepräge. Vom Motiv her stellte es in Anlehnung an die Apokalypse das neue, himmlische Jerusalem dar: In der Mitte das Heiligtum, von dort fließen vier Ströme in je eine der Himmelsrichtungen; in jede Richtung führte auch eine schwarze Straße durch die Tore. Mit Edelsteinen geziert sind außerdem die runden Türme in der die Stadt umgebenden Mauer. Man findet sie an den vier Ecken, wo farbige Glassteine mehrere Zentimeter auskragen und die Edelsteine andeuten. Dazwischen schieben sich rechteckige Blöcke in Türkis als Tore der Stadt. Die leuchtend hellen Farben des Fensters, die die Umgebung durchscheinen lassen, deuteten an, dass der Glanz des göttlichen Lichtes über der Stadt Gottes liegt, das heißt, auch über der Gemeinde Gottes im neuen Bund. Entworfen wurde das Fenster von Pauli im Jahr 1966, angefertigt wurde es von der Firma Botz und Miesen in Köln.

 

Eine ähnliche Arbeit wie das Fenster in Meinerzhagen (1966) befindet sich in der ehemaligen römisch-katholischen Kirche St. Georg von Duisburg-Hamborn, die inzwischen (2022) von Pfadfindern genutzt wird. Hierbei handelt es sich um ein Fenster im Altarraum aus braunem und blauem Opalglas, Blei und transparenten Glasbrocken, vor allem in den vier runden Ausbuchtungen an den Ecken des zentralen Vierecks.
Das Fenster der Größe von 150 x 100 Zentimeter wurde ebenfalls 1966 von Pauli fertiggestellt. Die Tore sind hier von der eigentlichen Stadt in der Mitte abgegrenzt und ziehen sich am oberen und unteren Fensterrand entlang. Es sind jeweils sechs Rundbogentore mit blauer Füllung, die nach oben und unten geöffnet sind. Die obere Reihe muss man sich etwas länger vorstellen, da das Fenster dort durch eine Jalousieleiste teilweise verdeckt ist. Sie diente einst dazu, den Raum bei Diavorträgen o.ä. abzudunkeln und ist noch heute in Funktion.

Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26). 

 

Das Motiv wurde kurz darauf ein viertes und letztes Mal verwendet, diesmal als farblose Fassung (die lediglich weißen Scheiben sollen die Lichtwirkung des kleinen Fensters steigern). 1968 gestaltete Pauli insgesamt 109 Fenster (zwei große und 107 kleine) für die römische-katholische Kirche St. Peter und Paul in Bad Driburg. Die Ausführung übernahm die Glasmalerei Dr. Oidtmann/Linnich, 1998 wurden die Fenster von der Glasmanufaktur Peters (Paderborn) restauriert. Verwendet wurden bei der Herstellung Echt-Antik-Glas (Normal-Antik bis Apak-Antik) und teilweise eingebrannte Schwarzlotmalereien. Man findet das quadratische Jerusalem als mittleres von drei Fenstern an einer schrägen Klinkerwandseite im rechten Altarbereich, direkt hinter dem Tabernakel. Die anderen Fenster zweigen oben das Wasser des Lebens und unten den Baum des Lebens, gut zu erkennen an seinen zwölf roten Früchten. Die drei Fenster sind Teil eines umfassenden Zyklus Nummer fünf zum Thema „Untergang der materiellen Welt, ihre Neuwerdung im Himmlischen Jerusalem“.

Festschrift zur Einweihung der Kirche Zum verklärten Christus, Bad Driburg-Südstadt (1968).
Diether Pöppel: Die 1200jährige Geschichte der Katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Bad Driburg 1990.
Gerd-Reiner Mayer: ‚Zum verklärten Christus‘ Bad Driburg. Unsere Kirchenfenster (Bad Driburg), um 2010.

 

tags: Franz Pauli, Sauerland, Ruhrgebiet, Schaltkreis, Chor
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