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Anton Wendling (1891-1965), Karl Munzinger: St. Joseph in Essen-Kettwig (1936)

Die römisch-katholische Kirche St. Joseph in Kettwig vor der Brücke, einem Ortsteil der Stadt Essen, ist eine der ganz wenigen Kirchenbauten aus dem Dritten Reich, deren Verglasung nicht durch Kriegsschäden und auch nicht durch Modernisierungen zerstört worden ist. Errichtet wurde die Kirche von dem Architekten und Regierungs-Baumeister Emil Jung aus Essen-Bredeney. Für die künstlerische Ausgestaltung trug der Priester Alois Oertgen Verantwortung.

In dem neu errichteten Sakralbau fügte man im Sommer 1936 über dreißig Buntglasfenster ein, teils abstrakt, teils figürlich, mit Darstellungen von Engeln oder den Mariensymbolen. Möglicherweise waren die Kosten hoch, denn sie konnten nur durch weitere Spenden finanziert werden. Einen Großteil trug die Thyssen-Dynastie bei, deren Familienmitglied August Thyssen in Kettwig verstorben war.
Das Besondere ist in Kettwig, dass dort ein komplettes Fenster als himmlische Pforte gestaltet wurde. Der äußere Rand der Pforte trägt den umlaufenden Schriftzug: „Hier ist das Haus Gottes und die Pforte des Himmels“ (1. Buch Moses, Kap. 28, Vers 17). Ob der Raum dazwischen nun geöffnet oder geschlossen ist, vermag kaum entschieden zu werden. Die Ansicht lässt beide Vermutungen zu: Die weißen Glassteine, vielleicht in Anlehnung an die zwölf Perlen der Stadt, ermöglichen Transparenz und Durchlässigkeit, die roten, blauen und grünen Steine, vielleicht in Anlehnung an die zwölf Edelsteine der Stadt, Geschlossenheit. Die Arbeit stammt von Anton Wendling (1891-1965) aus Düsseldorf, der gerade zum Professor ernannt worden war, und seinem Gehilfen Karl Munzinger, vermutlich ein örtlicher Handwerker. Beide beschäftigen sich in diesem frühen Werk erstmals mit dem Thema Neues Jerusalem. Ausgeführt wurde der Entwurf dann von der Firma Deppen aus Osnabrück. Man findet sie als ein Ensemble von vier ähnlich gehaltenen Rundbogenfenstern in der Rückfront der Kirche, ausgeführt in farbigem Antikglas, Blei und Schwarzlot.

Myriam Wierschowski (Hrsg.): Anton Wendling. Facettenreiche Formstrenge. Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich, Linnich 2009.

 

tags: Nationalsozialismus, Ruhrgebiet, Maria Immaculata, Pforte, Porta Coeli, Anton Wendling, Firma Deppen, Ruhrgebiet
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