
Eugen Keller (1904-1995): Fensterband in Weidenhausen (1962)
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Claus Bernet
- September 10, 2021
Die evangelische Kirche im hessischen Weidenhausen bei Marburg wurde im Jahr 1962 nach rund zweijähriger Bauzeit fertiggestellt, die Festpredigt hielt der damalige Kirchenpräsident Martin Niemöller. Der Neubau ersetzte die wesentlich ältere Kirche in der Dorfmitte, die vermutlich im Mittelalter aus einem Wehrturm heraus entstanden war. Die neue Kirche hat einen quadratischen Grundriss mit einer Seitenlänge von zwanzig Metern, was bereits eine gewisse Analogie zum Himmlischen Jerusalem andeutet. Der Grundgedanke der Kirche, also die Gemeinschaft der Heiligen, wurde in den beiden großen Fenstern des aus Höhr-Grenzhausen stammenden Glasmalers und Bildhauers Eugen Keller (1904-1995) aufgenommen, der hier das erste und letzte Mal in seinem Schaffen das Neue Jerusalem dargestellt hat. In einem Tondo sitzt das Lamm Gottes auf dem versiegelten Buch. Über dem Lamm befindet sich das göttliche Auge, direkt darunter Kugeln in bunten Farben – diese stehen für die Edelsteine der Stadt. An beiden Seiten ist diese figürliche Darstellung von Toren umgeben; Keller hat sie als einfache gelbe und auch grüne Trapeze gestaltet. In den Toren hebt sich vor schwarzem Hintergrund eine weiße Binnenzeichnung ab – es sind vermutlich die Engel die hier Wache halten. Man kann zwölf Tore finden, wobei beim einem Tor der Engel durch das davor liegende Tor verdeckt ist.
Alte Wehrkirche Weidenhausen im Salzbödetal: Vorschläge des Förderkreises Alte Kirchen. Umgestaltung der Weidenhäuser Kirche zu einem Jugendzentrum, Marburg 1976.
Thomas Keller (Hrsg.): Eugen Keller. Leben und Werk. Treuchtlingen 1990.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).
Beitragsbild: Axel Henß