
Zion-Tabernakel aus der Moskauer Rüstkammer des Kremls (1486)
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Claus Bernet
- September 2, 2021
Ein frühes erhaltenes Beispiel für einen Jerusalems-Tabernakel stammt aus der russisch-orthodoxen Sakralkunst. Es ist der berühmte Zion-Tabernakel, welcher auch kopiert wurde und auf die Tabernakelkunst prägend wirkte. Es handelt sich dabei im Original um eine Arbeit aus dem 12. Jahrhundert, die im Jahr 1486 umgearbeitet und erweitert wurde.
Der untere Bereich des Kunstwerks besteht aus einer Darstellung der Zwölf Apostel in Dreiviertelprofil, die sich über einem unverzierten Fuß erheben. Die Apostel, die jeweils in Arkaden eingefasst sind, deren Säulen jeweils unterschiedlich ornamentiert sind, tragen auf ihren Schultern eine Architekturformation. Diese wurde einer orthodoxen Kirche mit Zwiebeltürmen nachempfunden. Höhepunkt ist die Dachformation mit dem zentralen Hauptturm samt einem lateinischen Kreuz auf der Spitze. Durch die Anordnung der Apostel und die zentrale Kuppel entsteht ein annähernd rundes Objekt.
Das vergoldete Silberkunstwerk wurde einst von russischen Großfürst Iwan III. für die Dormitio-Kathedrale (auch Mariä-Entschlafens-Kathedrale genannt) im Kreml bestellt und war dort bei Festen und Feiern in Gebrauch, bis es in die Rüstkammer des Moskauer Kreml kam. Diese beiden prominenten Aufbewahrungsorte haben maßgeblich zur Popularisierung dieses Kunstwerks beigetragen.
B. A. Rybakow: Der Moskauer Kreml – die Rüstkammer, Prag 1966.
Victor H. Elben: Über einige liturgische Geräte aus dem alten Russland, in: Eva Haustein-Bartsch (Hrsg.): Russische Ikonen. Neue Forschungen, Recklinghausen 1991, S. 193-216.
Claus Bernet: Der Tabernakel und das Neue Jerusalem, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 34).