
Im Jahr 1875 erwarb das niederländische Rijksmuseum (Reichsmuseum) zu Amsterdam einen sakralen Kunstgegenstand, der von den Kustoden des Hauses als Repräsentation des Himmlischen Jerusalem ausgegeben und beschrieben wird (Inventarnummer BK-NM-2341). Darauf verweist zunächst die Funktion des Objekts: Es handelt sich um ein Reliquiar samt Sockel, in dem vermutlich Überreste oder Gegenstände des Heiligen Eligius von Noyon aus dem 7. Jahrhundert aufbewahrt worden sind. Dargestellt ist der Heilige oben links als silberne Figur mit einem Hammer, denn er ist der Schutzpatron zahlreicher Handwerker. Damit wird eine Person befindet, welche sich nach kirchlicher Lehre bereits im Neuen Jerusalem befindet. Auch die äußere Architektur des Objekts deutet mit seiner goldähnlichen Farbe, der Perlenverzierung, den schlanken Türmen und Kuppeln sowie schließlich mit der Hervorhebung des Tores auf das Himmlische Jerusalem. Besonders eindrucksvoll sind die Kuppel in verschiedenen Blau- und Anthrazitönen. Das frühneuzeitliche Reliquiar wurde in Deutschland aus Messing, Glas und Zinn gefertigt, anschließend versilbert und vergoldet. Das soll in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschehen sein, obwohl die Architektur des Kunstwerks noch oder wieder gotische Formen trägt – haben wir es also mit der ersten Neogotik der Geschichte zu tun?
Die genauere Herkunft dieser bemerkenswerten Arbeit liegt im Dunkeln. Eigentlich kann die Kostbarkeit nur für eine bedeutende Kirche oder Kapelle angefertigt worden sein. Die Breite und die Tiefe betragen jeweils 15 Zentimeter.
Joseph Braun: Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung, Freiburg im Breisgau 1940.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).