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Reliquiar aus Deutschland (um 1530)

Im Jahr 1875 erwarb das niederländische Reichsmuseum (Rijksmuseum) zu Amsterdam einen sakralen Kunstgegenstand. Die Breite und die Tiefe betragen jeweils 15 Zentimeter, er ist aus Messing, Glas und Zinn, in Teilen vergoldet und versilbert. Von den Kustoden des Museums wird das Objekt als Repräsentation des Himmlischen Jerusalem ausgegeben und beschrieben (Inventarnummer BK-NM-2341). Darauf verweist zunächst die Funktion des Kunstwerks: Es handelt sich um ein Reliquiar samt Sockel, in dem vermutlich Überreste oder Gegenstände des Heiligen Eligius von Noyon aus dem 7. Jahrhundert aufbewahrt worden sind. Dargestellt ist der Heilige oben links als silberne Figur mit einem Hammer, denn er ist der Schutzpatron zahlreicher Handwerker. Damit wird eine Person dargestellt, welche sich nach kirchlicher Lehre bereits im Himmlischen Jerusalem befindet. Auch die äußere Architektur des Objekts deutet mit ihrer goldähnlichen Farbe, der Perlenverzierung, den schlanken Türmen und Kuppeln sowie schließlich mit der Hervorhebung des Tores auf das Himmlische Jerusalem. Besonders eindrucksvoll ist die Kuppel in verschiedenen Blau- und Anthrazitönen – Dächer wurden zu dieser Zeit gerne in Blau dargestellt, etwa in Stundebüchern. Das frühneuzeitliche Reliquiar wurde in Deutschland hergestellt. Das soll in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschehen sein, obwohl die Architektur des Kunstwerks noch oder wieder gotische Formen trägt – haben wir es also mit der ersten Neogotik der Geschichte zu tun?
Die genauere Herkunft dieser bemerkenswerten Arbeit liegt im Dunkeln. Eigentlich kann die Kostbarkeit nur für eine bedeutende Kirche oder Kapelle angefertigt worden sein. 

Joseph Braun: Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung, Freiburg im Breisgau 1940.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).

 

tags: Reliquar, Reichsmuseum, Amsterdam, Neogotik, Renaissance
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