Artophorion aus dem Kushnishkiyat-Kloster Mariä Ikosifinissa (18. Jh.)
Eine Sonderform des Tabernakels ist das Artophorion. In den orthodoxen Kirchen werden die vom Abendmahl übriggebliebenen eucharistischen Gaben, also Brot und Wein, nach der Liturgie ausschließlich vom Priester und vom Diakon verzehrt. Auf dem Altar verbleibt jedoch ein kleines Brotgefäß, das Artophorion, mit Teilen des eucharistischen Brotes für eine eventuell notwendig werdende Krankenkommunion oder andere Notfälle. Das abgebildete Artophorion aus dem 18. Jahrhundert stammt aus dem griechisch-orthodoxen Kushnishkiyat-Kloster Mariä Ikosifinissa (im Griechischen: Μονή Εικοσιφοινίσσης), einem Kloster in der Präfektur Serres (Mazedonien). Heute wird der Sakralgegenstand im Nationalen Geschichtsmuseum Bulgariens in der Hauptstadt Sofia aufbewahrt, nachdem er von bulgarischen Soldaten in den Jahren 1916/17 geraubt worden war. Er wird bis heute von Griechenland zurückgefordert.
Die Silberschmiedearbeit besteht aus zwölf hohen, gerundeten Tortürmen, die sich in zwei Kreisen um das Objekt ziehen. Mit ihren Kreuzen und Fenstern erinnern sie Kirchtürme, die man durch barocke Blumengirlanden verbunden hat. Sie ruhen unten auf zwölf Arkadenreihen. Die Säulen dieser Arkaden wirken extrem schmal und filigran, was einen reizvollen Kontrast zu dem schweren Gefäß ergibt. Tore und Arkaden verweisen auf das Himmlische Jerusalem, das in der orthodoxen Kirche bereits in der Liturgie erlebbar wird und in dem das ewige Abendmahl gefeiert wird.
Δρ. Θεοχάρη Μ. Προβατάκη: Η Μονή Εικοσιφοίνισσας η Αχειροποίητος του Παγγαίου Όρους, έκδοση της Ανώνυμης Τεχνικής Εταιρείας ‚Μηχανική‘, Αθήνα 1998.
Claus Bernet: Der Tabernakel und das Neue Jerusalem, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 34).
Beitragsbild: Artophorion_Kushnitsa_Monastery_NHMB.jpg: Мико derivative work: Rabanus Flavus (talk), Artophorion, CC BY-SA 3.0