Anfang des 21. Jahrhunderts tauchte im Wiener Auktionshaus Dorotheum eine bislang unbekannte Schnitzerei mit dem Motiv des Himmlischen Jerusalem auf. 2010 wurde sie auf einen Wert zwischen 1.800,- € bis 2.000,- € geschätzt.
Es handelte sich dabei um das vordere, zentrale Relief einer barocken Kanzel, die vermutlich verloren oder doch zumindest beschädigt oder umgebaut wurde. Auch die erhaltene Tafel ist durch Abblätterungen und Holzwurmbefall beschädigt und müsste fachmännisch restauriert werden.
Es handelt sich um ein gewölbtes Holzrelief, gefasst und vergoldet, mit feinem Poliergold und Silberanteilen übergangen. Ohne Rahmen hat es eine Größe von lediglich 58 x 47 Zentimeter, was darauf hindeutet, dass die Tafel einst Bestandteil eines umfangreicheren Bildprogramms einer Kanzel oder eines Seitenaltars, vielleicht zu privater Andacht, gewesen war. Sie stammt aus dem katholischen Süddeutschland und dürfte um 1780 angefertigt worden sein.
Der unbekannte Künstler überzeugt vor allem bei der Personengestaltung: Der Engel und der Adorant (vermutlich Johannes auf Patmos) links und Christus als Pastor einer kleinen Schafherde rechts zeigen Können und Materialbeherrschung. Die Stadt wurde dagegen schneller und gröber geschnitzt, die Engel über den Toren und das Lamm Gottes auf dem mittigen Zionsberg sind in der Profilierung kaum ausgearbeitet.
Die beiden Nadelbäume links und rechts des Zionbergs sind in dieser Form ungewöhnlich und zeigen, dass der Künstler bei der Himmelsstadt eigene Schwerpunkte gesetzt hat. Im Großen hat er sich an Vitam Aeternam in der Fassung von Johan (Johannes) Sadeler I, die sich durch klassizistische Stadttore auszeichnet.
Dramatische Bewegung kommt in das Bild vor allem durch das Wolkenband, das wohl eine barocke Novität des unbekannten Meisters ist. Es zieht sich von oben rechts nach unten links durch das Bild und trägt die Stadt über der Erde, die sich als weiteres Band unten entlang zieht.