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Ikone „Der Evangelist Matthäus“ (um 1685)

Die Ikone mit dem vollständigen Titel „Der Evangelist Matthäus und Szenen aus seinem Leben“ entstand um das Jahr 1685 in Kostroma in einer der dortigen Werkstätten bzw. Malschulen. Das Kunstwerk befindet sich heute im Kunstmuseum von Jaroslawl. Es hat eine Gesamtgröße von 151 x 135 Zentimeter; hier ist lediglich der Ausschnitt mit dem Neuen Jerusalem am oberen linken Rand zu sehen. Mit der neuen Wertschätzung der Sakralkunst als Beleg einer lange zurückreichenden russischen Geschichte wurde die Ikone 1993 von dem Restauratormeister L. V. Ezhovoy erstmals fachgerecht gereinigt und konserviert.
Das Matthäusleben ist auf russischen Ikonen sehr selten einmal als eigenständiges Thema aufgegriffen worden. Hier sitzt der Heilige im Zentrum in seiner Schreibstube und verfasst seinen Evangelienbericht. Darum reihen sich kreisförmig biblische und außerbiblische Erzählungen und Legenden aus seiner Vita. Die prophetischen und endzeitlichen Lehren Jesu nach dem Matthäusevangelium Kapitel 24 können auch als „Matthäus-Apokalypse“ bezeichnet werden. Von daher passt es, dass auf der Ikone oben links eine renaissanceartige Himmelspforte zu finden ist, in einer rosafarbenen Tönung. Es ist ein einfacher Rundbogen, der mit weißer Farbe unscheinbare Ornamente eingezeichnet wurden. Die Pforte besitzt eine auffällig breite Laibung, die aus nach innen gestaffelten Säulen oder Pilastern zu bestehen scheint. Im Hintergrund erscheinen einige der Bauten der Gottesstadt vor goldenem Hintergrund, unterschiedlich in Gestaltung Farbgebung. Weißgraue Wolkenbänder und eine apokalyptische Sonne grenzen das Bild nach oben hin ab. Zeittypisch ist der expressive zackige Felsen rechts, den man als Patmos ähnlich auf der Glaubensbekenntnis-Ikone von 1668 findet.

Natal’ja I. Komaško: Kostromskaja ikona XIII-XIX vekov, Moskva 2004.
Claus Bernet: Pretiosen des Ostens: Ikonen, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 36).

 

tags: Matthäus, Kostroma, Russland, Jaroslawl, Pforte, Sonne
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