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Elisabeth Steineke (1909-2003): Sankt Martini-Gemeinde in Bremen (1960)

Die vormals weißen Fenster der evangelischen Sankt Martini-Gemeinde in Bremen wurden nach dem Wiederaufbau durch farbige ersetzt. Das Martinsfenster im Nordschiff, die acht Fenster im Chor und das sogenannte Hohe Fenster in der Südwand wurden durch die Bremer Künstlerin Elisabeth Steineke (1909-2003) mit handbemaltem Glas gestaltet. Die Themenwahl für den Chor – eine Bilderbibel – war ursprünglich für eine Marburger Kirche vorgesehen, wo Steineke jedoch nur den zweiten Wettbewerbspreis erhielt. Ausgeführt wurden die Arbeiten 1959/60 in den Bremer Glaswerkstätten Karl Lenderoth. Arbeiten wie in diesem Fall, bei denen Künstler bzw. Künstlerinnen das Thema in ihrem Schaffen nur ein einziges Mal aufgegriffen haben, sind immer von besonderem Interesse. Das siebte Fenster zeigt oben die zwölf Tore der Stadt. Die Stadt selbst ist als gelb-oranges Rechteck in der obersten Fischblase des Maßwerkfensters eingesetzt. Um sie herum sind vier der Tore gesetzt. Die übrigen Tore sind auf vier weitere Fischblasen darunter verteilt. Damals war es eine regelrechte Modeerscheinung, bei kriegszerstörten Maßwerksfenstern hoch oben die Tore Jerusalems einzusetzen, in der Masse der Beispiele verweise ich lediglich auf die Stiftskirche Stuttgart und die Johannes-Täufer-Kirche in Hornberg.

Die endzeitliche Geschichte wird auf dem folgenden achten Fenster von Steineke fortgesetzt: Im unteren Bereich marschieren Männer und Frauen nach links oder rechts, sie alle haben Palmwedel in den Armen. Es sind Märtyrer als Bewohner des Himmlischen Jerusalem. Nach oben erscheinen hin und wieder Tore der Stadt, es sind einfache gelbfarbene Rundbögen, die von Engeln umgeben sind, die mit Posaunen die Endzeit und das Jüngste Gericht einleiten. Im letzten oberen Drittel könnte man meinen, die Wurzeln des Lebensbaums vor sich zu haben – es ist aber das Wasser des Lebens, das hier nach unten strömt. Ihm sind zwei Bäume samt bunter Früchte an die linke und rechte Seite gesetzt: der Baum des Lebens (Neues Jerusalem) und der Baum der Erkenntnis (Paradies).

St. Martini zu Bremen: eine Gemeinde und eine Kirche im Wandel der Zeiten, anläßlich der Einweihung der wiederhergestellten Kirche hrsg. von Wolfgang Wehowsky, Bremen 1960.
Elisabeth Steineke: Malerei, Glasmalerei, Aquarelle, Zeichnungen, Lithographien, Stuhr 1991.
Horst H. Claassen: St. Martini-Kirche in der Altstadt zu Bremen, Bremen 2003.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).

 

tags: Bundesland Bremen, Märtyrer, Wiederaufbau, Nachkriegskunst
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