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„Allegorie Jerusalems“ (um 1500)

Die Ikone „Allegorie Jerusalems“ entstand um 1500 auf der Mittelmeerinsel Korfu und zählt zu den dortigen Arbeiten des Byzantinismus, die Künstler anfertigten, die aus Byzanz (heute Istanbul) geflohen waren. Im Zuge der weiteren osmanischen Expansion wurde das Bild auf den Berg Athos in das griechisch-orthodoxe Kloster Agiou Dionysiou (Μονή Αγίου Διονυσίου) gebracht und zählt dort zu den Pretiosen der sakralen Kunstsammlung. Das Motiv ist einzigartig: Heilige verlassen in Scharen das historische Jerusalem und ziehen auf den Schutz gewährenden Zionsberg. Jeder trägt dabei sein (lateinisches) Kreuz. Es ist die Erfahrung des Falls von Konstantinopel im Jahr 1453, welche hier künstlerisch verarbeitet wurde.

Auf dem Berg befindet sich auf der Spitze das Himmlische Jerusalem. Deutlich zu erkennen sind die zwölf Tore mit jeweils einem Engel und das Edelsteinfundament. Das Fundament und die Tore sind goldrot, die Tore haben zusätzlich zackenartige Zinnen, so dass es den Eindruck erweckt, die Stadt wäre von einer Feuerwand geschützt. Man kann gut in diese Stadt einsehen, da sie um 90 Grad zum Betrachter nach unten gedreht ist und die Stadt quasi zum Betrachter hin gekippt wurde. In der Stadt erwarten Christus in der Mitte und Gruppen von Heiligen die Neuankömmlinge. Diese Gruppen ähneln Blöcken und korrespondieren mit den blockartigen Toren – dazwischen ist viel Raum für Pflanzen und Gewässer, was an das Paradies angelehnt ist. Es sind übrigens drei Flüsse, die von Christus im Zentrum ausgehen und in Richtung der Tore fließen. Eigentlich sind es nach der biblischen Erzählung die vier Flüsse Gion, Fison, Tigris und Euphrat, offensichtlich wurde einer vergessen.

Ieromonahul Alexander Golitzin: Marturie vie a Sfantului munte, Bucureşti 2006.
Преподобных отцов Варсонофия и Иоанна, Николаев: Руководство к духовной жизни, 2013.
Nikos Georgiadis Topologia e spazio storico. Il museo del mondo ellenico, Atene, in: Michele Emmer (Hrsg.): Matematica e cultura, Berlin 2007, S. 57-72. 

 

tags: Byzanz, Korfu, Griechenland, Paradiesfluss
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