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Julia Nikolajewna Reitlinger (1898-1988): Ikonenmalerei (1929)

Julia Nikolajewna Reitlinger (1898-1988) aus preußisch-baltischem Adel verließ ihre Heimat Russland während den Wirren der kommunistischen Revolution und begab sich über Warschau und Prag nach Frankreich. Ab 1918 hatte sie religiöse Visionen, und im Jahr 1935 entschied sie sich, orthodoxe Nonne zu werden. Sie nannte sich nicht länger Julia Nikolajewna Reitlinger, sondern lediglich „Schwester Johanna“. Erst 1955 wurde ihr gestattet, in die UdSSR zurückzukehren, allerdings lediglich zu einem Aufenthalt nach Taschkent.
Das Fresko, geschaffen in Meudon bei Paris (Île-de-France), befindet sich heute wie viele ihrer Werke, Briefe, Skizzen, in der Moskauer Sammlung „Russische Emigration“. Es war einst 1929 für die russisch-orthodoxe Kirche St. Johannis (Saint Jean le Théologien) in Meudon entstanden. Das Gemälde besteht ganz überwiegend aus zarten beigen und gelben Tönen. Die dynamischen Formen der Wolken und Baukörper verleihen dem Bild etwas Lebendiges, das zudem durch zwölf Engel und eine Mariendarstellung ganz oben belebt wirkt. Die schlanken Engel umarmen liebevoll die Tore und Bauten; sie befinden sich außerhalb der Stadt. Im Zentrum der Stadt befindet sich nicht Christus, sondern der Lebensbaum mit seinen zwölf Früchten. An ihm führt nicht etwa eine Straße vorbei, sondern hier fließt der Lebensfluss nach unten bis zum offenen Haupttor.

Elizabeth Roberts: A true theologian: The icon painter Sister Joanna (Julia Nikolayevna Reitlinger) 1898-1988, in: William Peter van den Bercken (Hrsg.): Aesthetics as a religious factor in Eastern and Western Christianity, Leuven 2005, S. 287-302.
Claus Bernet: Jugendstil, Secession, Art nouveau, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 7).

 

tags: Russland, Frankreich, Paris, Lebensbaum
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