Glaubensbekenntnis-Ikone aus Murom (1800-1825)

Das Heimatmuseum der russischen Stadt Murom (Oblast Wladimir) hat eine wenig bekannte, aber erlesene Ikonensammlung. Diese wurde seit 1918 kontinuierlich aufgebaut, allerdings unter fragwürdigen Enteignungen aus orthodoxen Kirchen und Klöstern. Viele der Kunstwerke wurden inzwischen an die ehemaligen Eigentümer oder ihre Nachfolger zurückgegeben.
Unter anderem findet man in dem Museum noch eine farbintensive Glaubensbekenntnis-Ikone aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, während die vorangegangenen Beispiele dieser Ikone aus dem 17. Jahrhundert stammen. Das Werk hat deswegen diesen Namen, da es bildlich den Text des Glaubensbekenntnisse nacherzählt. Wer diese Arbeit wo unter welchen Umständen geschaffen hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Unten, wie bei diesem Ikonentypus üblich, zeigt die Ikone das Himmlische Jerusalem. Es ist im unteren Dritten der Ikone positioniert, wo zahlreiche Heilige aus der Bibel und der Kirchengeschichte um Christus versammelt sind. Dieser befindet sich nicht innerhalb der Gruppe, sondern sitzt in Übergröße auf dem Thron vor bzw. über der Stadt, von wo aus sieben Engel mittels Posaunen zum Gericht rufen.
Geschützt sind die Heiligen durch eine annähernd quadratische Edelstein-Mauer, von der man die Quaderung der massiven Edelsteine, die grün bis rötlich schimmern, gut erkennen kann. In jedem der zwölf Tore, drei an einer Seite, ist ein Wächter positioniert, der über Eintritte wacht. Zusätzlich ist der Bau von roten Flammen des Heiligen Geistes umgeben, die den Bau wie eine Feuerwand schützen und abschirmen.
Diese ungewöhnliche Ikone kam im Zuge der Kirchenenteignungen am 20. Juli 1940 in das Museum von Murom und hat die Inventarnummer M 6746. Das Museum hat mehrfach den Namen gewechselt, derzeit (2018) heißt es Geschichts- und Kunstmuseum Murom.

Claus Bernet: Pretiosen des Ostens. Ikonen, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 36).

 

tags: Glaubensbekenntnis, Russland, Oblast Wladimir, Museum
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