Mariensymbole aus St. Patrick in Escaheen (um 1905) und Monea (1911)

Die Zahl der Kunstwerke mit einem Himmlischen Jerusalem ist in Irland überschaubar. Innerhalb der Glasmalerei ist dieses Motiv das älteste. Möglicherweise handelt es sich sogar um die älteste erhaltene Darstellung eines Neuen Jerusalem in Irland überhaupt? Wie viele irische Orte hat auch Eskaheen eine römisch-katholische Kirche mit dem Namen St. Patrick, benannt nach dem Missionar und irischen Nationalheiligen aus dem 5. Jahrhundert. Im Jahr 1896 wurde die gut hundert Jahre zuvor erbaute Kirche umfassend renoviert, und nur wenige Jahre darauf wurden um 1905 neue Fenster geliefert. Angefertigt wurden sie vermutlich von der Manufaktur James Watson & Co. aus Youghal in Südirland. Welcher Künstler oder welche Künstlerin daran direkt beteiligt war ist allerdings nicht bekannt. Das Ostfenster zeigt vier Mariensymbole nach der Lauretanischen Litanei, darunter in einem Vierpass eine Himmelspforte im Mittelalter-Design. Die Pforte wird von insgesamt vier Engeln bewacht. Sie ist von schmalen Türmen gerahmt, an deren Seiten sich das Mauerwerk fortsetzt, welches von schmalen Fenstern unterbrochen ist. Diese Pforte ist auf das Glas gemalt, währen der Hintergrund aus blauen Scheiben besteht, die Rahmung aus einem schmalen violetten Glasstreifen.
Ungewöhnlich ist die Darstellung einer mächtigen Sonne samt bewegten Sonnenstrahlen und drei Sternen in der Türöffnung, die man so kaum woanders findet. Ein weiterer Stern ist übrigens direkt über der Pforte zu finden, in Anlehnung an den Stella Maris.

Alistair Rowan: The buildings of Ireland, North West Ulster, Harmondsworth 1979. 
Mary Newport u.a.: St. Patrick’s church parish of Iskaheen and Upper Moville, o.O. 2003.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).

 

James Watson & Co. produzierte dieses Glasfenster mit minimalen Änderungen ein weiteres Mal, wenige Jahre nach Escaheen. Vor allem die einzigartige Türfüllung mit der flammenden Sonne und den Sternen darunter findet sich wieder, auch die beiden knienden Engel an den Seiten des Eingangs findet man, sogar der singuläre Stern über der Pforte wurde kopiert. Da man in diesem Rundfenster weniger Raum zur Verfügung hatte, mussten die beiden Seitentürme wegfallen. Dieses Mariensymbol ist beschriftet: „Janua Caeli“ sowie „Ora Pro Nobis“ findet man unter der Rundung. Es handelt sich bei dem Detail um einen Ausschnitt eines größeren Rundfensters, welches in acht solchen Ausschnitten jeweils ein Symbol nach der Lauretanischen Litanei auf der neogotischen Rosette des Westgiebels zeigt. Dasjenige Symbol mit der Pforte ist sinnigerweise das erste bzw. letzte Symbol, wo auf einem Ziffernblatt 0 bzw. 12 Uhr angezeigt wird. Das Fenster wurde 1911 in die römisch-katholische Kirche des Ortes Monea (damals noch Irland, heute Nordirland) eingebaut. Der Neubau wurde „Immaculate Conception“ getauft, die künstlerische Hommage an Maria war also auch im Namen begründet.

 

Beitragsbild: Andreas F. Borchert, Eskaheen St. Patrick’s Church South Wall Mother of God Window 2014 09 10, CC BY-SA 4.0

tags: Porta Coeli, Irland, Historismus, Maria Immaculata, Sonne, Nordirland
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