Christopher Wall (1849-1924): Gedächtnisfenster im Southwell Minster (1906)
Im Jahr 1906 schuf Christopher Whitworth Wall (1849-1924) ein Glasfenster für das Southwell Minster (anglikanische Kirche in der Grafschaft Nottinghamshire). Innerhalb der Arts and Crafts Bewegung war Whall eine der führenden Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Glaskunst. Sein Gedächtnisfenster im Southwell Minster erinnert an John Noble (1828-1896), der aus Littleover (Derby) stammt und später nach Argentinien auswanderte. Das Fenster gehört zu Walls eher traditionellen, figürlichen Arbeiten, bei der sicher auch Wünsche der Gemeinde und der Geistlichkeit zu berücksichtigen waren. Im oberen Abschluss zeigt ein Engel auf eine goldene Stadt mit einem offenen Haupttor im neogotischen Stil. Die hohen, schmalen Gebäude des Himmlischen Jerusalem stehen alle dichtgedrängt, wegen des geringen Platzes des kleinen Glasfensters. Im unteren Bereich sind mehrere Tore zu erkennen, wobei das zentrale Haupttor durch Größe und Farbbetonung hervorsticht. Rechts scheint auch ein rotweiß gestreifter Fabrikschlot darunter zu sein, was zu Zeiten der Protoindustrialisierung nicht verwundert. Zwei Punkte sind noch hervorzuheben: Der Rahmen dieses Fensters besteht aus zahlreichen Kronen – dies sind die Kronen der Märtyrer, die privilegiert (nämlich ohne Gericht) in das Neue Jerusalem gelangen. Unterhalb der Stadt sieht man zahlreiche gebündelte Strahlen. Für den heutigen Betrachter sieht das aus, als wäre das Neue Jerusalem eine Rakete auf dem Abflug in den Weltraum. Vermutlich sind es Lichtstrahlen oder Wasserströme des Lebensflusses nach unten zur alten, ersten Schöpfung.
Peter Cormack: Christopher Whall 1849-1924. Arts & Crafts stained glass worker, London 1979.
Peter Cormack: Aglow with brave resplendent colour. The stained glass work of Christopher Whall 1849-1924, Boston 1999.
Claus Bernet: Jugendstil, Secession, Art nouveau, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 7).
Beitragsbild: Jules & Jenny from Lincoln, UK, Southwell Minster window s.6 (26435403580), CC BY 2.0