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Wolfgang Mahlke (1923-2008): Glaswand aus Poppenricht/Oberpfalz (1964)

Eines der Glasfenster der römisch-katholischen Kirche St. Michael von Poppenricht im oberpfälzischen Landkreis Amberg-Sulzbach zeigt das Himmlische Jerusalem. Es ist über mehrere kleinere Fenster einer Betonwand verteilt. In einem unteren Fenster der Ostseite wurde eine Gruppe von Heiligen gesetzt, in den angrenzenden Fenstern links findet man Bäume, die wohl für den Lebens- und Erkenntnisbaum stehen. Die Fenster darüber zeigen schmale Bauten, die durch ihre massiven Kuppeln, die auch farblich durch ein kräftiges Rot und Orange hervorgehoben sind, auffallen, vergleichbar mit den Kuppeln bei zeitgleichen Fenstern von Erentrud Trost in Norddeutschland.

Das Fenster in Poppenricht entstand im Zuge der Neuerbauung der Kirche 1964. Es ist Teil einer Fensterwand von insgesamt 350 Quadratmetern und 25.000 Glassteinen. Wolfgang Mahlke aus Würzburg schuf das Fenster ganz ohne Schwarzlot, was die Kosten steigen ließ. Hinzu kamen andere Probleme, bis die bischöfliche Finanzverwaltung intervenierte. Nur durch einen „Deal“ innerhalb der Gemeinde konnte die für eine Landkirche luxuriöse Fensterausstattung schließlich bezahlt werden, an der sowohl die Glashütte Lamberts in Waldsassen als auch die Münchener Werkstätte Gustav van Treeck beteiligt waren.

Mathias Conrad: Das Weltgericht an der katholischen Kirche in Poppenricht, in: Der Eisengau, 40, 2013, S. 73-76.
Mathias Conrad: Das Heilsgeschehen in Buntglas: die katholische Kirche St. Michael in Poppenricht in der Denkmalliste, in: Denkmalpflege-Informationen / Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 158, 2014, S. 49-52.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).

 

Zum Künstler: 

Wolfgang Mahlke wurde 1923 geboren. Er arbeitete zunächst als Kunsterzieher an den Gymnasien in Weiden/Oberpfalz. Später war er Professor für Kunsterziehung und Sonderpädagogik in Eichstätt, anschließend Professor für Kunst- und Werkerziehung am Bereich Heimerziehung der Pädagogischen Hochschule Würzburg und schließlich von 1961 bis 1989 Professor für Kunst-und Werkerziehung an der Universität Würzburg für damals Grund- und Hauptschule sowie Sonderpädagogik. Er lebte lange Jahre in Margetshöchheim bei Würzburg. In der Würzburger Zeit erarbeitete er eine humane Raumphilosophie für Kindergärten und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, das „Würzburger Modell“. Es handelt sich dabei um Rückzugs- und Bewegungsfelder mit Kuschel-, Puppen- und Bauecken, meist unter Verwendung des Materials Holz.
Kunstwerke von Mahlke entstanden meist über Jahre im Gruppenprozess. Dadurch ließen sich nur wenige Werke realisieren, unter anderem:
-Räume der Evangelischen Kindertageseinrichtung „Alter Bahnhof“ in Bönen-Lenningsen.
-Illustration des Heftes „Armesberg. Geschichte und Geschichten“ (1969)
-Fenster der Ev. Friedenskirche in Hamm-Wiescherhöfen (1996/7)
-Kindertagesstätte in Wuppertal (2000).

 

tags: Glaswand, Oberpfalz, Bayern, Beton, Gustav van Treeck
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