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Erhart Mitzlaff (1916-1991): Fenster in der Dortmunder Heliandkirche (1957) und in der Bremer Kirche St. Stephani (1967)

 

Der Maler, Grafiker und Architekt Erhart Mitzlaff (1916-1991) aus Fischerhude bei Bremen hat in seinem Schaffen auch Glasfenster angefertigt. Zwei Mal, mit einem Abstand von zehn Jahren, hat er sich dem Motiv des Neuen Jerusalem gewidmet.
Seine erste Arbeit findet man in der Dortmunder Heliandkirche. Die Fenstergestaltung ist insofern von Bedeutung, da hier erstmals in Dortmund nach dem Zweiten Weltkrieg das Neue Jerusalem zur Darstellung gebracht wurde, viele Werke sollten bald folgen. Während im oberen Bereich die goldenen Tore Jerusalems, zusammengefasst zu vier Dreiergruppen, durchbrechen, versinkt im unteren Bereich eine Industrie- und Bergarbeiterstadt. Die Fensterwand aus Antikglas, Blei und Schwarzlot wurde von Mitzlaff für den Altarraum 1957 geschaffen, nach einer längeren Diskussion, ob die breiten vier Pfeiler überhaupt ein einheitliches Thema zulassen. Dem Künstler gelang es, jeweils drei zusammengefasste Tore in eine Fensterbahn zu legen und die Stadt kreisförmig darzustellen, mit dem Lamm Gottes in der Mitte. Links, so beschreibt es Mitzlaff, befindet sich der Baum der Erkenntnis, rechts der Baum des Lebens (oben abgebildet). Aus dem unteren, mittleren Tor strömt übrigens der blau-grüne Lebensfluss in den unteren Bildbereich der braunen, irdischen Industriestadt-Landschaft des Ruhrgebiets der 1950er Jahre.

Mitte der 1960er Jahre erhielt der Künstler den Auftrag für Glasfenster für die Bremer Kirche St. Stephani. Aus etwa 10.000 farbigen Glasstücken besteht im Chorbereich das sechsteilige Fenstermosaik der Altarwand, das 1967 unter dem Gesamtthema „Alte und Neue Welt“ abgeschlossen werden konnte. Das mittlere Fenster zeigt im oberen Bereich ein expressives Himmlisches Jerusalem in rein abstrakter Formensprache, die Struktur allein durch Farbkreise entstehen lässt, von außen nach innen: gelb/orange, blau/türkis und in der Mitte weiß (was zuvor noch das Lamm war). Vorbild waren kristalline Strukturen, wie sie auch bei den Edelsteinen des Fundaments der heiligen Stadt eine Rolle spielen. Die ehemalige evangelische Kirche St. Stephani wurde 2007 zu einer modernen Kulturkirche umgewandelt, das Glasfenster, dem schon der Ausbau drohte, konnte dadurch erhalten werden.

Heinrich Albertz: 850 Jahre St. Stephani-Gemeinde, Bremen 1990.
Hans-Christoph Hoffmann: Bremen, Köln 1991.

 

tags: Kristall, Bremen, Dortmund, Glaswand, Ruhrgebiet, Edelstein
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