Albert Reinker (1926-2014): Fenster aus St. Konrad von Parzham in Bokeloh (1983)

Konrad von Parzham (1818-1894) war ein römisch-katholischer Laienbruder aus dem Kapuzinerorden, der 1930 selig gesprochen und schon kurz darauf, 1934, heilig gesprochen wurde. Auch an seinem Grab in Altötting ist das Neue Jerusalem dargestellt. In Bokeloh, einer Ortschaft der Stadt Wunstorf in der niedersächsischen Region Hannover, wurde einmal eine römisch-katholische Kirche nach ihm benannt. Das dortige Turmfenster zur Straßenseite ist das mittlere von drei Buntglasfenstern, die der Glasmaler Albert Reinker (1926-2014) geschaffen hat. Es war nicht unumstritten, für die Nachkriegskirche bereits nach einer Generation neue, kostenintensive Fenster anfertigen lassen, doch nach langem Werben und Bemühen des örtlichen Priesters konnten die Arbeiten 1983 eingebaut werden.

Mit dem Himmlischen Jerusalem, in das die Menschen aus allen Himmelsrichtungen strömen, hat das dreibahnige Fenster eine zentrale Aussage von Frieden und Überwindung des Leidens. Im Zentrum einer quadratischen Stadt thront Christus mit einer roten Gloriole. Die Stadt besteht aus brüchigen Glassteinen, die überwiegen weiß oder grau sind und in ihrer Gesamtheit an elektrische Schaltkreise oder Waben erinnern. Die Stadt ist mit ihrer Ecke zum Betrachter gedreht. Aus den vier Seiten der Stadt läuft durch jeweils drei gelbe Stadttore ein Rautenmuster nach oben und nach unten. Im oberen Bereich könnte ein göttlicher Thron angedeutet sein, im unteren Bereich mit roten Glassteinen die brennende, alte und vergehende Schöpfung (hier vom Emporengitter verdeckt). Rot und Blau sind hier, wie oft bei der Darstellung des Neuen Jerusalem, die überwiegende Farbgebung, zusammen mit gelben Scheiben für Goldtöne. Diese kommen vor allem bei den zwölf Toren zum Einsatz. Einige der Tore sind noch geschlossen, andere umfangen bereits ankommende Menschen.

Das kostbare Fenster befindet sich auf der Höhe der Orgelempore vom Innenraum aus rechts gesehen. Durch einen Stuhl wurde leider eine der blauen Scheiben zerstört und das Fenster wird nur noch durch die Schutzverglasung auf der Außenseite geschlossen. Inzwischen darf die Empore zu Veranstaltungen nicht mehr betreten werden, auch, um ein mögliches Herabstürzen von der niedrigen Brüstung zu verhindern, da sie angeblich zu niedrig gebaut wurde. 

Eine katholische Pfarrgemeinde und ihre beiden Kirchen: St. Konrad von Parzham, Bokeloh/Mesmerode und St. Petrus Canisius, Hohnhorst, herausgegeben zum 25-jährigen Kirchweihfest der Pfarrkirche St. Petrus Canisius in Hohnhorst am 28. Juni 1992, Stadthagen 1992.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).

 

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