In Klosterneuburg bei Wien (Niederösterreich) befindet sich der „Altar des Nikolaus“, der als „Verduner Altar“ weltweit bekannt ist. Dargestellt ist nicht etwa der Heilige Nikolaus, sondern der Name geht auf den Künstler, Nikolaus von Verdun aus Lothringen, zurück. Heute ist dies der älteste Altar mit einer Darstellung des Himmlischen Jerusalem.
Der Altar ist ein Meisterwerk der hochmittelalterlichen Goldschmiedekunst und zählt zu den bedeutendsten Ausstellungsstücken der Sammlung des Klosters. Beeinflusst wurde das Werk sowohl vom Byzantinismus als auch von der Kenntnis antiker Arbeiten. Eine der insgesamt 45 Kupferplatten repräsentiert das Himmlische Jerusalem. Es ist durch seine Stadtummauerung gut zu erkennen und zusätzlich in der schwarzen Umschrift als „celestis Jerusalem“ eindeutig zu identifizieren. Es zählt zu den Platten in der ganz rechten Kolonne, wo Motive gezeigt werden, die keine Entsprechung im Alten oder Neuen Testament haben und die die letzten Dinge darstellen. Hinter einem verschlossenen Tor sind mehrere Engel positioniert. Darüber befindet sich Christus, ebenfalls von zwei Engeln gerahmt. Vor ihm sind gerettete Seelen versammelt, vor die ein blaues Tuch gespannt ist. Diese Emaillemalerei hat sich in ihrer Farbigkeit unversehrt über nun bald fast tausend Jahre erhalten, was wir ansonsten nur von spätantiken Mosaiken in dieser Qualität kennen.
Ursprünglich waren die Kupferplatten mit Grubenschmelz und Feuervergoldung für einen steinernen Aufsatz mit Lesepult vorgesehen, doch dieser Ambo wurde nie vollendet. Die Kupferplatten waren nach zehn Jahren 1181 fertig, wurden aber erst nach einem Brand im September 1330 mit weiteren sechs Kupferplatten zu einem Altar zusammengefügt. Eine Legende berichtet, dass man, als das Löschwasser ausgegangen war, das Kunstwerk mit dem im Stift reichlich vorhandenen Wein übergoss und auf diese Art die Kupferplatten retten konnte, die dann unter dem Abt Stephan von Sierndorf (1317-1335) restauriert wurden.
Bernd Fäthke: Die Meister des Kloster Neuburger Altares, Marburg 1972.
Helmut Buschhausen: Der Verduner Altar, Wien 1980.
Masako Shikida: Das Bilddenken am ‚Verduner Altar’ – ein Beitrag zum ‚Nikolaus-Problem’, Bonn 1988.
Friedrich Dahm: Studien zur Ikonographie des Klosterneuburger Emailwerkes des Nicolaus von Verdun, Wien 1989.
Floridus Röhrig: Der Verduner Altar und die Antike, in: Wolfgang Huber (Hrsg.): Sehnsucht nach der Antike. Handbuch und Katalog, Klosterneuburg 1992, S. 5-18.
Floridus Röhrig: Der Verduner Altar, Klosterneuburg 2004 (8).