Marienkirche Berlin: Epitaph der Familie Tieffenbach (um 1687)

Nach den schweren Kriegszerstörungen ist die Marienkirche heute eines der wichtigsten Denkmale des historischen Berlin. Sie ist berühmt insbesondere für einen spätmittelalterlichen Totentanz, besitzt aber auch hochwertige Epitaphe der Renaissance. Eines ist ortsfest an der Nordwand des Kirchenschiffs angebracht. Es besteht aus zwei Tafeln, die von einem vergoldeten, hölzernen Rankenwerk umzogen sind: ein 400 x 360 Zentimeter großes Doppelepitaph für Margarethe Tieffenbach, verw. von der Linden, geb. Mieser (gest. 1687) und ihre Tochter Anna Maria Ludolff (gest. 1687). Datiert wird die Schnitzerei eines unbekannten Bildhauers auf die Zeit um 1687.
Ganz oben sind die Marmortafeln mit einem Himmlischen Jerusalem bekrönt. Zu sehen sind acht Tore, die durch eine Mauer verbunden sind. Die Tore sind einfache Blöcke in einem Ochsenblutrot. An der oberen und unteren Mauer ist ein einfacher niedriger Durchgang gesetzt. In der Mitte steht ein Lamm mit einer Siegesfahne auf einem naturalistischen Felsen. Unter dieser emblematischen Stadtdarstellung, die teilweise aus Holz geschnitzt, teilweise aufgemalt ist, steht in schwarzer Schrift geschrieben: „Im Vaterland“. Diese ungewöhnliche Titulatur (im Zusammenhang mit dem Himmlischen Jerusalem ist sie einmalig) steht bereits auf einem vergoldeten Schmuckband, dass die Stadt umzieht. Davon abgesetzt ist ein zweites Schmuckband, welches bereits an Rocaille erinnert.

Gustav Leh: Die St. Marienkirche zu Berlin. Ihre Geschichte und ihr Bild, Berlin 1957.
Ernst Badstübner, Sibylle Badstübner: Die Berliner Marienkirche und ihre Kunstwerke, Berlin 1979 (2).
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).

tags: Renaissance, Berlin, Epitaph
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