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Marienkirche Berlin: Epitaph der Familie Tieffenbach (um 1687)

Nach den schweren Kriegszerstörungen ist die Marienkirche heute eines der wichtigsten Denkmale des historischen Berlin. Sie ist berühmt insbesondere für einen spätmittelalterlichen Totentanz, besitzt aber auch hochwertige Epitaphe der Renaissance. Eines ist ortsfest an der Nordwand des Kirchenschiffs angebracht. Nachdem ein Ölgemälde mit einem Neuen Jerusalem der Berliner Nikolaikirche 1944/45 Kriegsverlust ist, ist jetzt diese Arbeit von ca. 1687 die älteste und einzige Darstellung zum Thema aus dieser Zeit in ganz Berlin. Das Kunstwerk besteht aus zwei Tafeln, die von einem vergoldeten, hölzernen Rankenwerk umzogen sind: ein 400 x 360 Zentimeter großes Doppelepitaph für Margarethe Tieffenbach, verw. von der Linden, geb. Mieser (gest. 1687) und ihre Tochter Anna Maria Ludolff (gest. 1687). Datiert wird die Schnitzerei eines unbekannten Bildhauers auf die Zeit um 1687, also als Anna Maria Ludolff verstorben war.
Ganz oben sind die Marmortafeln mit einem Himmlischen Jerusalem in einer Kartusche bekrönt. Zu sehen sind acht Türme, die polygonal durch eine Mauer verbunden sind. Die Türme sind einfache Blöcke in einem Ochsenblutrot. An der oberen und unteren Mauer ist ein einfacher niedriger Durchgang gesetzt. In der Mitte steht ein Lamm mit einem Stab (vermutlich eine abgebrochene Siegesfahne) auf einem naturalistischen Felsen. Unter dieser emblematischen Stadtdarstellung, die teilweise aus Holz geschnitzt, teilweise aufgemalt ist, steht in schwarzer Schrift geschrieben: „Im Vaterland“. Diese ungewöhnliche Titulatur (im Zusammenhang mit dem Himmlischen Jerusalem ist sie einmalig) steht bereits auf einem vergoldeten Schmuckband, dass die Stadt umzieht. Davon abgesetzt ist ein zweites Schmuckband, welches bereits an Rocaillen erinnert.

Gustav Leh: Die St. Marienkirche zu Berlin. Ihre Geschichte und ihr Bild, Berlin 1957.
Ernst Badstübner, Sibylle Badstübner: Die Berliner Marienkirche und ihre Kunstwerke, Berlin 1979 (2).
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).

 

tags: Renaissance, Bundesland Berlin, Epitaph
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