
Sieger Köder (1925-2015): Grabstätte von D. Ringeisen, Ursberg (2004)
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Claus Bernet
- Juli 8, 2021
Sieger Köder (1925-2015) war ein Original im besten Sinne, der durch seine menschelnde Art einen Kreis von Verehrern und Verehrerinnen um sich scharte. Über seine Doppelbegabung als Künstler und Theologe hat er gerne gesprochen, über sein Schaffen wurde gegen Lebensende sogar ein Dokumentarfilm gedreht. Anfang dieses Jahrtausends stand auch ich kurz mit Köder in Kontakt, als er leider schon von seiner Krankheit gezeichnet war. Mich beeindruckte seine offene, mitteilsame Art, und ich habe viel von ihm über seine Kunst lernen dürfen.
Köder hatte ein exzellentes Gespür, welche Themen und welcher Stil gerade gefragt waren. Das Himmlische Jerusalem hat er häufiger dargestellt, da „das Himmlische Jerusalem das Zentrum von Kirche und Glauben (ist). Für mich ist es auch der Ort von Gottes Liebe, an dem die gefallenen ersten Menschen (Adam und Eva) wieder vereint sind, und versöhnt. Das alles ist Theologie. (…). Aufgedrängt habe ich mich da nicht. Es war ja immer wieder der Wunsch von außen, dass das Neue Jerusalem als Thema an mich herangetragen wurde. Ich sehe mich da als Auftragskünster, wie ja auch die Miniaturisten des Mittelalters nicht bestimmt haben, was sie einfach malen wollten (…). In der Ausgestaltung war ich aber immer frei. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand sagte: ‚Herr Köder, malen sie das mal so oder das so‘. Ich hätte es aber vielleicht sogar gemacht, denn wer sagt denn, dass meine Einfälle immer die Besten sind? Nach dem Erfolg meiner Bibel (i.e. die Köderbibel) war es aber eher so, das man mir sagte: machen sie halt so etwas Schönes wie hier, sie haben ja die Ideen. Ich hatte sie aber nicht immer“.
Mit Hilfe des Künstlers konnten folgende Arbeiten ermittelt werden, die das Neue Jerusalem zeigen:
Köderaltar in der Kirche Mater Dolorosa, Rosenberg (1986)
Köder-Bibel (1992)
Glasfenster in St. Johannes, Piflas (1995-1999)
Gemälde irdisches und himmlisches Jerusalem (2000)
Bad Uracher Altar, St. Josef (2005).
Die Grabstätte von Dominikus Ringeisen (1835-1904), dem Gründer der „Ursberger Anstalten“, wie das Dominikus-Ringeisen-Werk früher hieß, in der Aussegnungshalle in Ursberg, wurde 2004 zum einhundertsten Todestag von Ringeisen verschönert. Dies geschah unter fachkundiger Anleitung von Sr. Maria Gunda Gruber CSJ, seinerzeit Generaloberin der St. Josefskongregation. Man baute vier Fenster ein, die Sieger Köder für die Kapelle gestaltet hat. In die roten Tore hat er massive Edelsteine gesetzt, die ein Liebespaar umziehen. Dabei orientierte der Künstler sich ausdrücklich an eigene ältere Malereien und an Werke Chagalls. Umgeben ist das Paar von zwölf Edelsteinen, von denen jeweils drei an einer Seite aneinander gereiht sind. Manche haben einen ganz hellen Grünton, andere einen hellen Rotton. Sie sind rot Ummantelt. Dadurch sieht es aus, als würde das Paar von roten Steintoren umgeben sein, die eine weiße Füllung haben – Edelstein und Tor verschmelzen zu einer Einheit. Oben und unten ist die Darstellung abgerundet; vor allem oben entsteht der Eindruck von drei Toren unter einer goldenen Kuppel.