Benoit Gilsoul (1914-2000): Ehemalige Fenster der Christ Episcopal Church in Norwich (1962)
In Norwich, Connecticut (USA), findet man in der anglikanischen Christ Episcopal Church gegenüber dem Altar ein durchdachtes Himmlisches-Jerusalem-Bildprogramm, zu dem mehrere Fensterbahnen gehören. Geschaffen hat es 1962 Benoit Gilsoul (1914-2000) aus Belgien, der vor allem als Maler, Zeichner und Glaskünstler hervorgetreten ist.
Insbesondere das dritte Fenster soll darstellen, wie der Seher Johannes auf Patmos von einem Berg aus das Himmlische Jerusalem erschaut. Die Stadt soll dabei wie ein wertvoller Edelstein erscheinen, im Zentrum des Fensters, mit Andeutung seiner Tore, Stadtmauer und goldenem Fundament unter dem blauen Juwel des Himmels. Dieser blaue Juwel ist hier oben abgebildet. An der linken Seite führt ein roter Bogen nach unten zu drei Toren in den Farben gelb, orange und wieder gelb.
2021 wurde die Kirche nach längeren Kontroversen geschlossen, was aus den nicht transportierbaren Kunstgegenständen werden soll oder bereits geworden ist, bleibt unklar.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).
Zum Künstler:
Der Belgier Benoît Gilsoul wurde 1914 in Namur geboren. Er studierte zunächst alte Sprachen und Geisteswissenschaften und trat dann in die Académie Royale des Beaux Arts ein, die renommierteste belgische Kunsthochschule, die er 1938 abschloss. Während der sechs Jahre an der Akademie erwarb Gilsoul eine solide künstlerische Ausbildung. Bereits 1933 gründete er die sezessionistische Kunstgruppe „L’Esquisse“, eine einflussreiche Vereinigung junger Künstler in Belgien, die sich dann zur Gruppe „Salon National des Jeunes Artistes“ entwickelte. 1935, noch an der Akademie, arbeitete er an der Gestaltung eines Pavillons auf der Weltausstellung in Brüssel. Im selben Jahr unternahm er auch eine ausgedehnte Studienreise mit dem Maler Nicolas de Stael (1914-1955), einem engen Freund und Kommilitonen. Nach dem Abschluss an der Akademie, wurde er 1958 Präsident der Association des Artistes Belges, dessen Ehrenpräsident er bis zu seinem Tod im Jahr 2000 war. 1960 erhielt er den Auftrag, die Wandmalereien im Salle de Réception für die Belgische Eisenbahn in Antwerpen auszuführen. Ebenfalls 1960 schickte ihn die belgische Regierung mit einem Stipendium in die USA. Gilsoul verliebte sich schnell in Amerika und beschloss nach seiner Rückkehr, sich mit seiner Familie in Amerika niederzulassen. 1967 wurde er amerikanischer Staatsbürger. 1960 begann er, ausgiebig im Bereich Glasmalerei zu entwerfen und zu arbeiten, während er parallel seine Arbeit in Malerei, Druckgrafik, Tapisserie und Bildhauerei fortführte. Er gründete sein eigenes Studio in New York, wo er seine Arbeiten entwarf und ausführte. Seine bekanntesten Werke in Glas sind „Christ Over the City“ im Kapuzinerkloster St. John’s in New York City, seine Glaswand in der Keneseth/Israel, die Fenster in der Congregation Beth El in Voorhees und die Fenster der Alice Millar Chapel, Northwestern University in Evanston (Illinois). Verstorben ist der Künstler im Jahr 2000.