Die evangelische Kirche zu Osdorf nördlich von Kiel in Schleswig-Holstein wurde im Jahr 1967 erbaut. Bereits 1978 wurde in einer schweren Sturmnacht das große, dreieckige Hauptfenster irreparabel eingedrückt. Leider ist nicht bekannt, was auf diesem Fenster einst dargestellt war. Es soll jedoch eine Arbeit der Bildhauerin Alpheda Puluj-Hohenthal (1926-1985) aus Litzldorf bei Rosenheim gewesen ein. Ein Jahr darauf entschloss man sich zu einem neuen Fenster, womit erneut die gleiche Künstlerin beauftragt wurde – vielleicht, weil man mit ihrer Arbeit zufrieden gewesen war, vielleicht aber auch aus versicherungsrechtlichen Gründen.

Eine Herausforderung war die Dreiecksform der Glaswand über bzw. hinter der Empore. Sie wurde jetzt durch durch sechs Betonpfeiler stabilisiert, die weiteren Stürmen und vor allem dem Wind Stand halten sollen. Die eingefügten Glasscheiben sind außergewöhnlich stark, letztlich handelt es sich um Glasbrocken, was in den 1960er Jahren populär war.

Puluj-Hohenthal stellte dort, vermutlich erstmalig in ihrem Schaffen, das Himmlische Jerusalem dar. Im oberen Drittel steht das weiße Opferlamm auf einem sanften blaufarbenen Hügel über den erleuchteten Bauten der Stadt. Vom Lamm gehen Strahlen vor allem in den oberen und seitlichen Bereich des Fensters aus. Die sanfte Wellenlinie des Hügels wird von weiteren Wellen im unteren Bereich beantwortet, die jedoch in die entgegen gesetzte Richtung laufen.
Man kann dort gut die Torbauten der Stadt ausmachen, die im unteren Teil des Fensters lose verteilt sind und durch ihre goldgelbe und auch orange Färbung hervorstechen. Um alle Tore sind sind angrenzend etwas größere horizontale und vertikale Scheiben gesetzt, die das Mauerwerk andeuten. Insgesamt sind es wie in der biblischen Beschreibung zwölf Tore.

Georg Dorner: Alpheda. Leben und Werk der Alpheda Puluj-Hohenthal, Berlin 1994.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).