Siegfried Assmann (1925-2021): Altarwand von Kloster Nützschau in Travenbrück (1974)

In der Klosterkirche des Priorats St. Ansgar (auch Kloster Nütschau genannt) in Travenbrück bei Bad Oldesloe wurde versucht, das Himmlische Jerusalem in der Raumkonzeption und dem zentralen Kunstwerk, einem Altarbild, zum Ausdruck zu bringen. Die neue Klosterkirche, die in alten Klosteranlagen meist alles überragt, wirkt in Nütschau von außen gesehen jedoch eher unscheinbar. Trotzdem ist sie die geistliche und bauliche Mitte des Benediktinerklosters. Die Gesamtplanung von Kloster, Kirche sowie Erwachsenen- und Jugendbildungsstätte ist 1973/74 nach Entwürfen des Hamburger Architekten Eduard Frieling ausgeführt worden, mit Unterstützung des Bonifatiuswerks. Siegfried Assmann (1925-2021) aus Großhansdorf gab dem Kirchenraum die künstlerische Gestaltung.

Der gesamte Sakralraum soll eine Ahnung vom Himmlischen Jerusalem vermitteln. Den Grundriss der Kirche bildet ein Quadrat von 17 x 17 Metern mit einem um 45 Zentimeter abgesenkten kreisförmigen Innenraum, in dem die Bänke auf den Altar ausgerichtet sind. Dieser Kreis hilft, die unterschiedlichen Menschen und Gruppen, die nach Nütschau kommen, zu einer lebendigen Gottesdienst-Gemeinde werden zu lassen. Die Mönche haben hier kein separates Chorgestühl, sondern sind einbezogen in den Kreis der betenden und feiernden Gemeinde.
Die Mitte bildet Christus, der auf der Altarwand als der Auferstandene und Erhöhte dargestellt ist. Mit einer offenen Gebärde lädt er die Menschen ein. Umgeben ist er von einem Oval, an dessen vier Himmelsrichtungen drei Tore zusammengefasst sind. Je nach Lichteinfall leuchtet diese Kupfertafel in unterschiedlichen Farben. Die Reliefarbeiten – v.a. Christus und die Tore – sind profiliert herausgearbeitet und verleihen durch Schattenbildung der Altarwand etwas Bewegliches, Lebendiges, was sich schwer beschreiben und auf Bildern nicht befriedigend einfangen lässt.

Selten zu sehen: Ein Blick hinter das frei im Raum stehende Kunstwerk. So lässt sich erkennen, dass die Proportion des Reliefs in der Glaswand aufgenommen wurde, durch weiße und graue Scheiben einer ansonsten überwiegend blauen und roten Glaswand. Die Aussage soll sein, dass in der irdischen Welt sich bereits etwas vom zukünftigen Neuen Jerusalem spiegelt, ankündigt, zu ahnen ist (laut Auskunft eines Mönchs bei meinem ersten Besuch in Nütschau 2019).

Amandus Eilermann: Nütschau, in: Die Benediktinerklöster in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen, St. Ottilien 1979, S. 386-388.
Siegfried Assmann: 1951-1981 (Stuttgart) (1988).
Hans-Werner Rickert: Gut Nütschau. Vom Rittersitz zum Benediktinerkloster. Eine Chronik, Wachholtz 2007.

 

tags: Altarwand, Kloster, Schleswig-Holstein, Siegfried Assmann, Kupfer, Bonifatiuswerk
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