Diese Kanzel – in Blickrichtung links vor dem Altar – ist mit dem Neuen Jerusalem geschmückt. Sie befindet sich in der evangelischen Kirche von Vehrte nahe Osnabrück. Die Tore der Stadt auf ihrer Vorderseite sind quaderförmig mit schimmernder Glaseinlage um ein deutlich hervortretendes Viereck im Zentrum angeordnet. Der massive Block aus Kupfer sitzt auf einer grob geschliffenen, grauen Sandsteinplatte. Die blauen Glaseinlagen sollen vor allem an die Perlen und Edelsteine der Gottesstadt erinnern. Die Absicht des Künstlers war es, dass bei passendem Lichteinfall die Glaseinlagen blinken und reflektieren sollten. Solches passiert heute gelegentlich im Frühling und Herbst, wenn die tiefe Sonne durch das Fenster auf die Kanzel trifft. Der moderne Kanzelschmuck wurde von dem Bildhauer Heinz Heiber (1928-2003) aus Nürnberg gestaltet. Während in den Niederlanden oder in Frankreich das Neue Jerusalem auf Kanzeln immer mal wieder dargestellt wurde, findet sich das Motiv nach den Arbeiten von Georg Steyger nicht mehr, bis zu diesem Kanzelschmuck. Freilich ist die Gestaltung jetzt eine ganz andere als in der Renaissance. Die Begeisterung der 1970er Jahre für das Quadrat in der Architektur soll die Form dieses Kunstwerks mit bestimmt haben, des Weiteren meinte Heiber: „Das Relief entstand aus einer Collage mit Holzklötzen, die ich mehrfach neu anordnete. Bis eine Form gefunden war, die gleichsam dem Thema gerecht wurde, aber auch überraschend neu. So hörte ich immer wieder, dass die ein Dutzend Tore um die Stadt nicht oder erst sehr langsam erkannt werden. Ich wollte eine Arbeit, die man lange sehen konnte, ohne sich sattzusehen. Auch findet sich in den Toren Bewegung, jedoch ohne Unruhe, denn die Blöcke wirken festgeklammert, festgefügt, so kommen sie ohne Mauern aus, sind manchmal nach außen offen, manchmal geschlossen.“
Konrad Hinze: Zehn Jahre evangelisch-lutherische Johanneskirche zu Vehrte. Auszüge aus der Chronik der Kirchengemeinde anläßlich der 10. Wiederkehr des Kirchweihfestes am 21. März 1975, Belm-Vehrte 1975.
Evangelisch-lutherische Johannes-Kirchengemeinde Vehrte (Hrsg.): 25 Jahre evangelisch-lutherische Johanneskirche zu Vehrte (1965-1990), Vehrte (1990).
Wilhelm Borgmeier: Vehrte von damals bis heute. Ein historischer Spaziergang, Osnabrück (2007).
In der evangelischen St. Marien-Kirche in Osnabrücks Altstadt gibt es eine weitere Kanzelarbeit von Heinz Heiber. Die wird, auch von dem Künstler, als Vorstudie zu Vehrte angesehen. Man findet sie an der Frontseite der monumentalen Hauptkanzel an der linken Altarseite. Das Werk aus Bronze ist auf das Jahr 1964 datiert. Dargestellt ist das Pfingstfest mit dem Heiligen Geist (Taube im Zentrum) und zwölf darum angeordneten Blöcken, in denen man die zwölf Apostel, zwölf Edelsteine, zwölf Tore oder noch ganz anderes sehen kann.