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Russische Ikone „Symbol des Glaubens“ (19. Jh.)

Bei diesem Ausschnitt handelt es sich um einen Teil eines didaktischen Ikonenbilds, welches das Glaubensbekenntnis der russisch-orthodoxen Kirche in Wort und Bild erklärt. Solche Tafeln haben in Russisch den Namen „Glaubensbekenntnis“, „Symbol des Glaubens“ oder „Bild des Glaubens“. Die Ikonentafeln waren nicht allein in Kirchen zu finden, sondern auch in Schulen und bürgerlichen Haushalten, also immer da, wo man lesen und schreiben konnte.
Diese Fassung entstand im 19. Jahrhundert in Russland. Das Gemälde hat eine Gesamtgröße von lediglich 53 x 45 cm und stand Anfang der 2010er Jahre in Moskau zur Versteigerung an. Während bei Weltgerichtsikonen das Neue Jerusalem fast immer oben links zu finden ist, findet man es bei diesem Ikonentyp unten rechts oder, wie hier, unten mittig. Die Darstellung gehört zu der Textpassage: „Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der künftigen Welt. Amen.“
An den Seiten steigen weißgekleidete Verstorbene aus den Gräbern bzw. aus den Särgen. Ihre weiße Kleidung ist hier nicht das Gewand der bereits Geretteten, sondern noch das Totengewand. Von drei Seiten ist die Mauer der Stadt von schützenden Flammen umgeben. Die Flammen sind tiefrot, die Mauern rosa. An der oberen Innenseite sind Pflanzen aufgemalt: ein Anklang an das Paradies, zugleich aber auch eine Möglichkeit, die etwas kahle Wand zu ornamentieren. Auf der gegenüberliegenden vorderen Seite sind, höchst ungewöhnlich für dieses Genre, acht Tore aneinandergereiht. Es sind einfache Rundbögen mit einer weißen Rahmung. An den Seiten buchten die Mauern etwas aus, ohne aber einen Turm zu ergeben. Durch die niedrige Mauer hat man freie Sicht auf das Innere der Stadt. Dort befinden sich bereits erste Gerettete, darunter ein Priester und ein Adeliger, dann auch bekannte Heilige wie Maria und Josef. Von der Gruppierung ist allein Christus mit einem Heiligenschein ausgestattet.

 

tags: Russland, Glaubensbekenntnis, Totenauferstehung, Didaktik, Privatfrömmigkeit
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